Bundestrainer Heynen: Ziel EM-Finale „war klar zu hoch“

Sofia (dpa) · Die deutschen Volleyballer scheitern schon im EM-Viertelfinale. In einer deprimierenden Nacht von Sofia zieht Bundestrainer Vital Heynen ein knallhartes Fazit.

Fragen an Volleyball-Bundestrainer Vital Heynen nach dem deprimierenden Aus im EM-Viertelfinale gegen Co-Gastgeber Bulgarien.

Herr Heynen, wie groß ist Ihre Enttäuschung?

VitalHeynen: Ich muss ehrlich sein: Es geht. Warum? Wir spielen zweimal gegen Bulgarien, verlieren zweimal 0:3, da kann man nur auf sich selbst gucken. Unser Niveau bei dieser EM hat nicht genügt, um eine Medaille zu holen. Wir haben wieder nicht gut gespielt; vielleicht etwas besser als beim ersten Mal, aber wir haben fast nie das Niveau erreicht, das ich von dieser Mannschaft kenne. Wir haben jetzt drei Monate, um es bei der Olympia-Qualifikation im Januar besser zu machen. Wir wollten hier eine Medaille holen, um uns dort besser zu fühlen. Da bekommen wir jetzt ein Problem.

Ihre Mannschaft wirkte nie von sich restlos überzeugt.

Heynen: In der Mannschaft war ein Stück Unsicherheit, wir haben auf jeder Ebene unnötige Fehler gemacht. Ob Aufschlag, Annahme oder Zuspiel - wir haben zu viele Fehler gemacht. Die Bulgaren waren nicht super im Angriff, aber wir waren nicht mal in der Gegend.

Warum waren die deutschen Defizite so offensichtlich?

Heynen: Der mentale Druck war hoch. Diesen werden wir aber auch bei der Olympia-Qualifikation haben. Damit müssen wir besser umgehen. Vor allem im dritten Satz haben wir immer wieder dumme Fehler gemacht. Wenn man erst im dritten Satz zu spielen anfängt, ist es zu spät.

Vor dem Spiel haben Sie Ihre Truppe als „Turniermannschaft“ gelobt. Müssen Sie diese Aussage nun revidieren?

Heynen: Nein, man muss immer den Glauben an seine Spieler haben. Und den habe ich auch weiter. Wir hatten hier keine Scheiß-EM. Deshalb können wir auch nicht von einer schweren Enttäuschung sprechen. Wir haben gekämpft, um in die Weltspitze zu kommen. Im letzten Jahr ist uns das bei der WM gelungen, in Baku bei den Europaspielen vielleicht auch ein bisschen. Wir müssen das bei der Olympia-Qualifikation bestätigen. Hoffentlich lernen wir daraus, aber unser Weg ist nicht abgebrochen. Wir wissen, was wir können.

Sie haben aber Ihr Medaillenziel klar verpasst.

Heynen: Meine Idee lautet: 'Wenn man sein Ziel erreicht, hat man es zu niedrig gesteckt.' Unser Ziel war das Finale. Es war klar zu hoch. Aber man muss sich hohe Ziele stecken, sonst kommt man nirgendwo hin. Wenn ich vor dem Turnier sage: 'Viertelfinale genügt.' Dann stehen wir hier und sagen: 'Wir haben nichts erreicht im Sport.' Ich wusste vorher, dass das Ziel nicht leicht zu erreichen ist.

Jetzt gilt die Konzentration nur noch der schweren Olympia-Qualifikation nächstes Jahr in Berlin?

Heynen: Ja, wir müssen mit Blick auf die Olympia-Qualifikation lernen. Olympia ist das große Ziel der Mannschaft. Damit haben wir nach Olympia 2012 schon angefangen. Wir wollen nach Rio. Unser Weg bis dahin war gut, wir haben jetzt eine kleine Delle erlitten. Wir wollen aber den Gipfel erreichen.

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