Die Jüngsten begeistern

Alle Jahre wieder lädt der Trierer Richard-Wagner-Verband zu einem Konzert seiner Stipendiaten ein. Gefördert werden dabei, wie der beeindruckende Abend in der Promotionsaula zeigte, keineswegs nur Wagner-Nachwuchstalente.

Trier. (DiL) Die Jüngsten räumten den mächtigsten Beifall ab, obwohl ihre Darbietung, Mendelssohn-Bartholdys Klaviertrio in d-Moll, weiter von Richard Wagner entfernt war als alle anderen Auftritte des Abends. Was die Schülerinnen Meline Wölfel, Sophie Notte und Kathrin Isabelle Klein boten, ließ aufhorchen. Nicht nur, weil sie Violine, Cello und Klavier virtuos beherrschen, sondern vor allem, weil die Entschiedenheit der Interpretation, der energische Zugriff auf die Partitur und die bemerkenswert reife Art der wechselseitigen Kommunikation zu keiner Sekunde ahnen ließen, dass die Künstlerinnen zwischen 15 und 16 Jahren alt sind. Außergewöhnliches junges Talent

Und noch ein musikalisch Frühreifer demonstrierte erstaunliches Können: Der erst 20-jährige Bariton Richard Logiewa aus Idar-Oberstein zeigte ein für sein Alter absolut außergewöhnliches Talent, souverän in Ausdruck und Diktion, gewandt als Mozarts "Figaro", geschickt, charmant und mit einem beachtlichen Maß an Stimmkultur. Für die Bühne wird er mehr Volumen brauchen - dann sollte man sich den Namen merken. Ähnliches gilt für den schön timbrierten, schlank geführten Sopran der Belgierin Marie de Roy, eine Stimme wie geschaffen für Alte Musik und Barock-Oper. Wohingegen Heike Splittgerbers Zukunft angesichts ihres mächtigen, die Möglichkeiten des Saales in der Promotionsaula fast sprengenden Soprans fraglos im dramatischen Fach liegen dürften - das Publikum, darunter Wagnerianer aus ganz Europa, zeigte sich sehr beeindruckt. Welches Potenzial in den Sängern des Trier er Theaterchors steckt, zeigte die Mezzosopranistin Olga Gorodetskaja. Souverän auf der Bühne

Angesichts des 20. Geburtstags des Wagner-Verbandes hatten auch drei frühere, inzwischen arrivierte Stipendiaten wie der Luxemburger Marc Dostert ihre Teilnahme am Konzert zugesagt. Interessant, ihre Fortentwicklung zu beobachten, zum Beispiel die des ehemaligen Trierer Sängerknaben Michael Haag, inzwischen im Ensemble des Essener Aalto-Theaters zu Hause. Er ist ein richtiger Souverän auf der Bühne geworden, mit großer Ausstrahlung und der für einen Bass unabdingbaren Rollen-Flexibilität. Außer Konkurrenz mit ihrer stimmlichen Leuchtkraft, der Text-Gestaltungsfähigkeit und der sicheren Raum-Beherrschung: Eva-Maria Günschmann.Am Ende begeisterter Beifall für Alt- und Neustipendiaten, zu deren "Förderprogramm" auch ein Besuch bei den Bayreuther Festspielen gehört. Der Dank schloss auch Jochen Schaaf als musikalischen Leiter ein.

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