Wenn der Sandmann zweimal klingelt

Trier · Assistenzsysteme für Autofahrer setzen sich in immer mehr Fahrzeugen der neuesten Generation durch. Jetzt gibt es sogar eine technische Einrichtung, die nicht nur vor dem gefürchteten Sekundenschlaf schützt, sondern den Fahrer auch über dessen persön lichen Zustand informiert und ihn zum Einlegen einer Pause auffordert.

Trier. Der sogenannte Anti Sleep Pilot (ASP) soll Autofahrer in Zukunft davor schützen, trotz großer Müdigkeit weiterzufahren. Das kleine nützliche Gerät wurde auf der Internationalen Auto mobilausstellung (IAA) in Frankfurt im September der Öffentlichkeit vorgestellt.
Und so funktioniert der ASP: Vor der ersten Benutzung gibt der Fahrer zwölf persönliche Faktoren wie beispielsweise Alter, Geschlecht oder Schlafgewohnheiten in das Gerät ein. Daraus ermittelt der Anti Sleep Pilot das persönliche Risikoprofil. Das Gerät wird dann bei Fahrtantritt aktiviert. Unterwegs fordert das neue System den Fahrer in regelmäßigen Abständen auf, das Gerät zu berühren. Aus der Reaktionszeit, der Fahrtdauer und 24 weiteren Parametern berechnet es dabei den Grad der Müdigkeit und hält den Fahrer über das Display weiter auf dem Laufenden. Ein optisches und akustisches Signal warnen den Benutzer schließlich, sobald eine Fahrpause dringend notwendig ist.
Der ASP stimuliert die Konzentration durch simple Aufmerksamkeitstests. Diese Tests werden alle zehn bis 25 Minuten gemessen und je nach Risiko profil und Grad der Müdigkeit bewertet. Die Reaktionszeit wird durch eine willkürliche Berührung der Oberfläche des Produkts registriert. Darüber hinaus zeigt das Gerät dem Benutzer an, wann die Fahrt fortgesetzt werden kann. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge kann schon eine Fahrpause mit gerade mal zehn Minuten festen Schlafs Wirkung zeigen.
"Eine Pause ist die einzige Lösung gegen Müdigkeit am Steuer. Denn Autofahrer können nur schwer selbst einschätzen, ob sie zu müde sind, um weiterzufahren", erklärt der Erfinder des neuen Assistensystems gegen Sekundenschlaf, der dänische Verkehrssicherheits-Experte Troels M. Palshof. Deshalb berechne der Anti Sleep Pilot laufend den Grad der Müdigkeit. Er sorge für eine hohe Aufmerksamkeit und empfehle, wann eine Pause angemessen sei, bevor die Müdigkeit zur Gefahr wird. Palshof hat das Gerät zusammen mit Schlafwissenschaftlern sowie Verkehrs- und Elektronik ingenieuren entwickelt.
Hersteller produziert mehr


In den USA und einigen anderen Ländern ist das Gerät bereits auf dem Markt. Derzeit, so berichtet Palshof, werde die Produktion des ASP hochgefahren, um auch Deutschland und weitere Länder zu beliefern. Die Automobilbauer selbst sind noch skeptisch, die neue Erfindung als Teil ihres passiven Sicherheits-Engagements entweder serienmäßig oder optional anzubieten. Erhältlich ist der kleine Freund im Kampf gegen das Sandmännchen zu mindest schon mal in der App-Variante für das iPhone.
Um die Reaktionsfähigkeit des Fahrers zu ermitteln, fordert die App den Fahrer regelmäßig auf, das iPhone-Display zu berühren. Sie bietet darüber hinaus Funktionen, mit denen das Gerät nicht aufwarten kann: Die Echtzeit statistik informiert darüber, wie lange man gefahren ist und gibt die Durchschnittsgeschwindigkeit sowie die Reaktionszeiten an.

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