Kontra Lohnerhöhungen: Es gibt Wichtigeres als üppige Zuschläge

Kaum melden Unternehmen steigende Umsätze und Gewinne, fordern Arbeitnehmer ihren Anteil daran. 6,5 Prozent verlangen Mitarbeiter von RWE, die im Dezember auch in Trier streikten.

Fünf Prozent mehr sollten es im öffentlichen Dienst schon sein, sagen Vertreter der Gewerkschaft Verdi.

Solche Forderungen sind überzogen. Der außergewöhnliche Aufschwung 2010 schwächt sich den Prognosen der Wirtschaftsinstitute in Deutschland zufolge 2011 ab, im Jahr darauf könnte gar eine Rezession drohen, heißt es beim gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung.

Denn die deutsche Wirtschaft ist empfindlich. Sie hängt vor allem auch von Exporten in die Europäische Union ab. Und es ist unklar, wie viele Probleme schwache Euro-Staaten noch machen. Hinzu kommt: Der Aufschwung ist kein Automatismus. Um am Markt bestehen zu können, brauchen Unternehmen einen Teil ihrer Gewinne - um sie zu investieren, neue Produkte zu etablieren und sich zu modernisieren. Deshalb sind je nach Branche nur maßvolle Lohn- und Gehaltserhöhungen vertretbar - im Fall der öffentlich Bediensteten in Höhe der Teuerungsrate. Denn ihre Gehälter finanziert der Steuerzahler. Wichtiger als ein üppiger Zuschlag ist in Deutschland eine verbindliche Lohnuntergrenze.

Diese nützt künftig auch den Unternehmen. Denn ab Mai 2011 dürfen Firmen mit billigeren Arbeitskräften aus Osteuropa mitmischen. Wenn bis dahin ein Mindestlohn gilt, wären niedrigere Personalkosten allein beim Wettbewerb um neue Aufträge kein Marktvorteil mehr.

oht@volksfreund.de

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