Und was tankt der Nachbar?

Auch wenn die EU beschlossen hat, den Anteil an Biokraftstoffen zu erhöhen, bieten bislang nur wenige Länder in Europa den E 10-Kraftstoff an.

Dass andere Länder in Sachen E 10 nichts überstürzen, hat vor allem damit zu tun, dass die gesetzliche Lage weitaus mehr Spielraum lässt, als das Bundesumweltministerium bei der Einführung in Deutschland behauptete. In der Tat gibt es eine EU-Richtlinie, die für alle ihre Mitgliedsstaaten ihre Gültigkeit hat. Demnach muss bis 2020 der Anteil der erneuerbaren Energien im Verkehr bei zehn Prozent liegen. Was aber nicht bedeutet, dass damit auch der Ethanolgehalt im Sprit auf mindestens zehn Prozent steigen muss. So hat es die EU-Kommission den Ländern bei der Umsetzung dieser Vorgabe weitgehend selbst überlassen, wie die Zehn-Prozent-Marke erreicht wird.

Im Nachbarland Luxemburg ist E 10 deshalb vorerst kein Thema, in Frankreich allerdings schon. Dort wird der Biosprit bereits seit April 2009 angeboten, und im Gegensatz zu Deutschland verlief die Einführung in Frankreich etwas gesitteter, wenngleich es auch dort kritische Stimmen gab. Diese kamen allerdings weniger von Verbraucherschützern, sondern eher von Umweltschutzverbänden, die der Lobby der Zuckerrüben- und Getreideanbauer Profitgier auf Kosten der Armen vorwarfen.

Frankreich schafft statt 80 nur 13 Prozent


Wie in Deutschland hat E 10 es auch in Frankreich schwer. So hieß es dort zunächst, nur etwa 60 Prozent der Fahrzeuge könnten mit dem neuen Kraftstoff bedenkenlos betankt werden (in Deutschland sind es 90 Prozent). Zudem erwies sich das Biobenzin trotz staatlicher Förderung wegen starker Preisschwankungen nicht immer als die günstigere Alternative. Kurzum: Das ursprüngliche Ziel der Politik, den Anteil des Biosprits in Frankreich noch im Jahr seiner Einführung auf 80 Prozent zu bringen und bis Ende 2010 sogar die restlichen 20 Prozent draufzusatteln, wurde - vorsichtig ausgedrückt - nicht erreicht. Laut einer Erhebung des französischen Branchenverbands machte der E 10-Anteil gerade einmal 13 Prozent aus.

Vor diesem Hintergrund scheint es nachvollziehbar, dass andere Länder die Erhöhung des Ethanolanteils nicht so forsch angehen wie Deutschland oder Frankreich. Doch wenn sie der EU-Vorgabe gerecht werden wollen, führt auch für sie kein Weg an einer Über arbeitung des Treibstoff angebots vorbei.

Das haben etwa die Niederlande und Belgien erkannt, wo genau wie in Tschechien oder Groß britannien an einer schrittweisen Anhebung des Ethanolanteils gearbeitet wird. Auch Österreich bereitet sich auf den E 10-Kraftstoff vor, kämpft dabei allerdings mit ähnlichen Problemen wie seinerzeit Deutschland. Ursprünglich war dort für Oktober dieses Jahres die Einführung des Biosprits geplant. Mittlerweile sieht es jedoch so aus, als sei mit einer flächendeckenden Versorgung frühestens 2014 zu rechnen. Deutschlands unglücklich verlaufene E 10-Einführung hat nicht unbedingt dazu beigetragen, in Europa begeisterte Nachahmer zu finden.

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