Ein abgefahrener Trip

Sven Regener ist wieder da – mit dem vierten Band seiner Trilogie um Herrn Lehmann, der aber gar nicht mitspielt.

Eine Trilogie mit vier Folgen? Ein Protagonist, der lediglich in der Erinnerung seines besten Kumpels Karl Schmidt auftaucht? Wie soll das denn bitte funktionieren?

Wer mit solch schlauen Fragen aufkreuzt, ist bei Regener und dessen neuem Hauptdarsteller Karl Schmidt genau richtig. Hat er doch für die wirklich wichtigen Fragen des Lebens zwar nicht immer eine Antwort, aber doch meistens eine treffende Einschätzung parat. Etwa: "Die Zukunft ist eine dumme Sau. Man weiß nie, womit sie als Nächstes um die Ecke kommt."

Karl Schmidt? Da war doch was. Genau, das ist jener grobschlächtige Thekenphilosoph und rasch Herr Lehmanns bester Kumpel in Berlin, der im bis dato letzten Band der Trilogie nach einem Drogentrip am Abend des Mauerfalls in der Psychiatrie gelandet war und es nun bis in eine Hamburger-Therapie-WG geschafft hat. Als einige seiner alten Kumpels nach mehreren Jahren bei ihm auftauchen, steigt er - wenngleich trocken - mit ihnen in den Tourbus und durchstreift die mittlerweile wiedervereinigte Republik - und die Rave-Szene der 1990er-Jahre. Unter dem gleichen Titel wie dereinst die Beatles: "Magical Mystery".

Ein abgefahrener Trip. Und ein weiteres Lesevergnügen von Regener - wie immer fast ohne Punkt, aber mit vielen Kommas. Macht Lust auf mehr.

Mario Hübner

Sven Regener: "Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt", 503 Seiten, Galiani-Berlin, 22,99 Euro.

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