Misstrauische Eingeborene

Zum Leserbrief "Die Welt endet nicht an der nächsten Flussbiegung" (TV vom 17./18. Oktober):

Helmut Körlings hat einen geschliffenen Lesebrief über die Enge des Denkens im Moseltal geschrieben. Dabei sollte man doch meinen, dass es an der Mosel - aufgelockert durch den himmlischen Rebensaft - etwas beweglicher zugeht in den Gehirnen der Menschen als beispielsweise im Hunsrück. Noch ist es nicht so, aber Hoffnung ist in Sicht.

Noch ist es in dieser wunderschönen Gegend so, dass man erst innerlich angenommen wird von den verehrten Zeitgenossen, wenn schon der Großvater an der Mosel oder der Umgebung geboren wurde.

Das Kirchturmdenken wird aber auch in der Region tendenziell abnehmen, weil sich die Bevölkerung mit Neuankömmlingen, die ihre Ideen einbringen, durchmischt. Es nimmt nicht Wunder, dass gerade die Neubürger ein großes Interesse am Erhalt der Landschaft artikulieren. Aber genau dies macht die Eingeborenen doppelt misstrauisch.

Vor 33 Jahren(!) habe ich in meinem liebenswerten Dorf ein Haus gekauft, aber es besteht immer noch die gleiche Vorsicht mir gegenüber wie damals, obwohl ich in der Zwischenzeit keine kleinen Kinder gefressen habe.

Der Erhalt dieser einzigartigen Kulturlandschaft sollte aber bestenfalls ein Anliegen aller sein, egal wo sie herkommen. Dafür lohnt es sich zu werben.

Jörg Stein, Lötzbeuren/Hunsrück

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