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Zum Leserbrief "Seichtes Machwerk" (TV vom 8. November):

Über die Arroganz, die in diesem Leserbrief zum Ausdruck kommt, habe ich mich schon beim ersten Lesen geärgert. Aber ich wollte mich nicht dazu äußern, ohne das Stück gesehen zu haben. Nachdem ich nun einen schönen und entspannten Abend bei "The King and I" verbracht habe, kann ich der Schreiberin nur heftigst widersprechen. Natürlich hat das Theater einen Bildungsauftrag, aber es gehört auch zur Unterhaltungsbranche. Wenn ich schon Geld für eine Karte ausgebe, möchte ich nicht die Probleme, die ich den ganzen Tag in sämtlichen Medien serviert bekomme, auch noch auf der Bühne sehen - zumindest nicht ständig. Von einem Musical erwarte ich Entspannung und Unterhaltung, und das wurde mir geboten. Die Darsteller hatten offensichtlich Spaß an ihrer Arbeit, und dem Publikum hat\'s gefallen. Was will man mehr? Natürlich ist ein solches Stück familienfreundlich, sodass auch Kinder es sehen können. Und das ist gut so, sie sind die Zukunft. Nur mit Weihnachtsmärchen können wir sie nicht ans Theater heranführen. Ich hoffe, dass niemand durch den Leserbrief davon abgehalten wird, sich das Stück anzusehen. Es wäre wirklich schade. Wenn die Erwartungen der Briefschreiberin immer erfüllt würden, wäre das Theater meist leer (siehe "Macbeth"), und es würde sich zu Recht die Frage stellen, ob die hohen Kosten zu rechtfertigen sind. Für den Intendanten besteht die schwierige Aufgabe darin, die Balance zwischen Experiment, Bildung und reiner Unterhaltung zu finden. Zum Schluss noch ein Wort zum Begriff "Kunst". Was ist Kunst? Wenn Joseph Beuys ein Stück Butter an die Wand wirft, ist es Kunst. Wenn ich das machen würde, wäre es Schweinerei. Wer also definiert Kunst? Ingeborg Weber, Trier

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