Kulturwoche Ein Hund, viele Farben und noch mehr Geld

Es erinnert ein wenig an Brechts „Kaukasischen Kreidekreis“. Womit der Boden kulturell ausreichend bestellt wäre, um eine Erwähnung des Falles in dieser Kolumne zu rechtfertigen. Statt um ein Kind geht es allerdings um einen Hund, und zwar um den Mischling Edgar, der in Bonn zur Gerichtssache wurde, wie der ex-hauptstädtische Generalanzeiger berichtete. Zwei Frauen stritten sich um den Vierbeiner – eine 25-Jährige, die ihn 2005 gekauft hatte, und ihre Stiefmutter, bei der der Hund seit acht Jahren lebte, weil die Studentin nicht genügend Platz in ihrer Bude hatte. Inzwischen lebt sie geräumiger und könnte einem Mitbewohner Auslauf bieten – aber die Stiefmutter hatte sich so sehr an Edgar gewöhnt („Das ist doch unser Kind!“), dass sie ihn nicht mehr herausrücken wollte. Bei Brecht, wir erinnern uns, wird das Kind, auf das ebenfalls zwei Mütter Anspruch erheben, auf Anweisung des weisen Richters in einen Kreis gesetzt, und die beiden Frauen müssen so lange an dem Kleinen zerren, bis eine ihn auf ihre Seite gezogen hat. Das kann man mit einem Tier natürlich auf keinen Fall machen; der Bonner Richter wusste, welcher Shitstorm sich über ihn ergießen würde, hätte er Edgar dieser Streckübung ausgesetzt. Stattdessen blätterte er im Bürgerlichen Gesetzbuch, in dem geschrieben steht, dass ein Tier eigentumsrechtlich wie eine Sache behandelt wird. Und demnach, so der Robenträger, gehört der Hund der Tochter, da sie ihn ursprünglich erworben hatte. Edgar blieb nach diesem Rechtsspruch nichts anderes übrig, als mit dem Schwanz zu wedeln. Was hätte er als Sache auch schon gerichtsverwertbar aussagen können?

 Gotthard Graubner posiert hier neben seinen Werken in der Ausstellung „Gotthard Graubner – Farbraumkörper und Arbeiten auf Papier 1984-2004“. Der deutsche Maler starb 2013, seine Kunst ist nun auch in der neuen Ausstellung im Arp Museum zu sehen.

Gotthard Graubner posiert hier neben seinen Werken in der Ausstellung „Gotthard Graubner – Farbraumkörper und Arbeiten auf Papier 1984-2004“. Der deutsche Maler starb 2013, seine Kunst ist nun auch in der neuen Ausstellung im Arp Museum zu sehen.

Foto: picture alliance / dpa/Ingo Wagner

Einen Farbenrausch ganz ohne Einnahme von LSD verspricht das Arp Museum im Bahnhof Rolandseck seinen Besuchern (noch bis 29. Juli). Anhand von 62 Exponaten werden der Einsatz und die Bedeutung der Farben in der Kunst vom Mittelalter bis in die Gegenwart präsentiert. Den Anfang machen Holztafeln des Mittelalters. Auf strahlendem Goldgrund, der auf das Paradies verweist, schweben die Heiligen in überirdischem Licht. In späteren Jahrhunderten sorgte die Technik der „Verblauung“ dafür, dass der Blick des Betrachters scheinbar in die Ferne schweifte – wie bei einer Gewitterlandschaft des Jan van Goyen (1596–1656) oder einer Feuersbrunst von Aert van der Neer (1603–1677). Dass Farben Teil unseres Alltags waren und sind, weiß jeder Ehemann, der seiner Frau einen Strauß roter Rosen mitbringt und sich fragen lassen muss, was er denn angestellt habe. Beim nächsten Mal sollte er sich dann lieber für vieldeutige Nelken entscheiden oder – aber das ist eher grenzwertig – weiße Todeslilien. Wie die Natur mit den Farben umgeht beziehungsweise die Farben der Maler mit der Natur, das können die Besucher an mehr als 60 Gemälden erkunden – von Tiepolo (1727–1804) über Monet (1840–1926) bis hin zu den Modernen K. O. Götz (1914–2017) und Gotthard Graubner (1930–2013).

Es geht bergab mit dem Glitzerpaar Maschmeyer-Ferres. Soeben mussten sie eine televisionäre Doppelklatsche einstecken. Frau Ferres schmierte als Hauptdarstellerin einer Sat-1-Komödie, in der sie als Betrügerin Dieter Hallervorden seinen Lottogewinn abschwatzen will, gnadenlos ab. Lediglich 1,82 Millionen Zuschauer taten sich „Liebe auf den ersten Trick“ an, das sind sechs Prozent und gerade mal ein Prozent mehr, als die berühmten „Sonstigen“ bei der letzten Bundestagswahl erreichten. Gatte Carsten versuchte sich einen Tag später in derselben Anstalt als Moderator der Show „Start up – wer wird Deutschlands bester Gründer“, wobei er sich, was das Format angeht, von einem zwielichtigen Baulöwen aus den USA inspirieren ließ, der inzwischen ein ebensolcher „Präsident“ ist. Um eine Million Euro Gründerkapital bewarben sich so skurrile Erfindungen wie Strumpfhosen für Oberarme, ein Kombigerät aus Kugelschreiber, Textmarker und Fidget Spinner oder ein Bett auf Kufen, das sanft in den Schlaf schaukeln soll (hallo – schon mal was von Kinderwiegen gehört?). Sollte der Herr ­­Maschmeyer mit seinen Teilnehmern und deren Ideen, die zwischen plemplem und meschugge angesiedelt sind, ebenfalls televisionäre Bruchlandung erleiden, muss er nicht verzagen: Er kann es dann mal mit einem Job als Bundespräsident versuchen. Amerika zeigt ja, dass es geht. no/dpa

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