Mosel Musikfestival Mit Gefühl und vier Händen am Flügel

Bernkastel-Kues-Wehlen · Brüderpaar zeigt beim Mosel Musikfestival im Kloster Machern, was Menschen im 19. Jahrhundert liebten.

 Vertieft in die Melodien: Die niederländischen Jussen-Brüder begeistern das Publikum im ausverkauften Barocksaal des Klosters Machern – und spielen auf einem ziemlich historischen Flügel.

Vertieft in die Melodien: Die niederländischen Jussen-Brüder begeistern das Publikum im ausverkauften Barocksaal des Klosters Machern – und spielen auf einem ziemlich historischen Flügel.

Foto: Christoph Strouvelle

Stakkatoklatschen nach fast jedem Stück, Ovationen, Bravo-Rufe, drei Zugaben: Die Brüder Jussen haben bei ihrem Gastspiel beim Mosel Musikfestival im mit mehr als 200 Zuschauern ausverkauften Barocksaal des Klosters Machern das Publikum begeistert.

Die beiden jungen Pianisten aus dem niederländischen Hilversum gelten als Talente der klassischen Musik. Das Besondere: Lucas und Arthur Jussen spielen vierhändig auf einem Klavier, respektive auf dem Steinway-Flügel des Klosters Machern, der nach neuen Erkenntnissen aus dem Jahr 1904 stammt und damit älter ist als bisher angenommen. Das vierhändige Spiel am Flügel erscheint heute ungewöhnlich, ist im 19. Jahrhundert aber außergewöhnlich beliebt gewesen, sagt Tobias Scharfenberger, Intendant des Mosel Musikfestivals. Und so stammen auch die Werke, die die beiden Pianisten an diesem Abend meist zusammen, manchmal auch alleine spielen, aus dieser Epoche. Ludwig van Beethoven, Franz Schubert, Francis Poulenc, Gabriel Fauré und Maurice Ravel sind die Komponisten, deren Werke an diesem Abend zu hören sind. Die Stärken von Lucas und Albert Jussen sind dabei die gefühlvollen, ruhigen Passagen.

Bereits zu Beginn bei den acht Variationen für Klavier zu vier Händen über ein Thema des Grafen von Waldstein gelingt es beiden, die diversen Stimmungen zu transportieren. Mal langsam und nachdenklich, dann wieder stürmisch und lebhaft, aber immer mitreißend setzen die beiden Pianisten die Themen um. Wunderschön Schuberts Fantasie f-Moll für Klavier zu vier Händen.

Bei Allegro Vivace scheinen die beiden regelrecht zu explodieren mit der Energie ihrer 21 und 24 Jahren. Doch sind die lauten Passagen auch die Momente, wo sie mit etwas zu viel Kraft auf die Tasten drücken und die angeschlagenen Töne ein klein wenig schrill erscheinen.

Gegen Ende des Konzerts haben die beiden das aber auch im Griff. Es sind bei den Passagen von Gabriel Faurés Dolly Suite op. 56 wieder die Emotionen der Melodien, die Lucas und Arthur Jussen herausarbeiten und sich auch in ihrer Körperhaltung erkennbar in die Melodien vertiefen, wenn sie während ihres Spiels mit geschlossenen Augen den Kopf nach oben richten. Zu Beginn nachdenklich und verträumt, am Schluss lebhaft und witzig-spritzig. Und hier passen jetzt auch die lauten Töne.

Ein weiterer Höhepunkt des Konzerts ist Ma Mère l’Oye von Maurice Ravel, bei dem die Brüder aus dem niederländischen Hilversum nochmal ihr ganzes Können zeigen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort