Wenn zwei sich streiten, hilft der Mediator

Mediationen werden immer beliebter, nicht nur bei Scheidungen: Auch bei Streitigkeiten in der Schule oder im Beruf oder wenn Bürger mit Institutionen aneinandergeraten, schonen sie im Vergleich zum Gerichtsprozess die Nerven - und den Geldbeutel.

Trier. "Vor Gericht gibt es oft Verlierer, manchmal verliert sogar jede Seite etwas", erklärt die Psychologin Bettina Mann, die in Trier Mediationen durchführt, welchen Vorteil diese Art der Konfliktregelung hat: "Hier finden die Parteien zusammen eine Lösung. Das bedeutet auch oft, dass man sich danach noch gut versteht und weiter miteinander sprechen kann." Noch ein Vorteil: "Es ist viel billiger als ein Gerichtsverfahren."

Mediation ist nicht einfach gleichzusetzen mit dem Finden eines Kompromisses - der womöglich sogar noch "faul" ist. "Ein Kompromiss zeichnet sich ja meist dadurch aus, dass jede beteiligte Partei auf etwas verzichtet", so Mann. "Die Mediation strebt dagegen eine sogenannte Win-Win-Situation an, also einen Gewinn für beide Seiten."

Das kann erreicht werden, indem der Konflikt in einem transparenten Prozess mit einigen wichtigen Grundregeln untersucht wird. "Das beinhaltet ganz viel Kommunikationstraining und Strukturierung dessen, was eigentlich stattfindet.", erklärt John Weber, der als Jurist ebenfalls Mediationen betreut. Jede Mediation beginnt mit der "Konflikterhellung": Die Parteien schildern zunächst die Situation aus ihrer Sicht, wobei der Mediator dafür sorgt, dass es nicht zu Unterbrechungen kommt, und anschließend das Gesagte zusammenfassend wiederholt. Es geht um Themenfindung und Lösungsorientierung.

"Das kann schon ein hilfreiches Aha-Erlebnis sein", erklärt Weber. "Da ist jemand Neutrales, der versteht mein Gegenüber." Die Parteien sollten in dieser Phase auch ihre grundsätzlichen Ängste, Bedürfnisse und Wünsche formulieren. "Anders als vor Gericht, wo jeder seine möglichst schlaue Strategie fährt, gibt es hier keine Geheimnisse: Das hilft jeder Partei, beispielsweise Rachegedanken loszuwerden und einfach nach vorne zu schauen: Was möchte ich denn eigentlich? Wie stelle ich mir mein Leben vor? Wie stelle ich mir beispielsweise den Umgang mit den Kindern nach einer Trennung vor?"

In der nächsten Phase wird nach Lösungen gesucht. Diese werden von den Streitenden selbst erarbeitet und ihnen nicht von einem Dritten übergestülpt - auch nicht vom Mediator: "Wir machen niemals konkrete Sachvorschläge", erklärt Weber. Die Mediatoren sorgten lediglich dafür, dass konstruktive, zielgerichtete Verhandlungen stattfinden.

"Dabei heißt Verhandeln nicht, zu sagen, ich will jetzt das und das", fügt Bettina Mann hinzu. "Statt dessen machen die beiden Seiten sich gegenseitig konstruktive Angebote." Das sei eine "sehr spannende Sache", wie John Weber berichtet. Auch hier werde darauf geachtet, jeden Einstieg in mögliche Eskalationsspiralen zu vermeiden. "Wenn ein Angebot, sagen wir zu einer Unterhaltshöhe, nicht ausreicht, wird es eben abgelehnt - aber ohne weitere Kommentare. Jetzt kann der andere sein Angebot erhöhen oder man macht selbst einen Gegenvorschlag." Auf diese Weise kämen erfahrungsgemäß schnell Lösungen zustande, mit denen beide Seiten zufrieden sind. "Fragen zum Sorgerecht sind in der Regel nach ein, zwei Sitzungen geklärt", kann Weber etwa berichten, auch wenn es bei komplexeren Fällen, wo es etwa noch um ein Haus oder weiteren Unterhalt geht, natürlich länger dauern könne: "Vier bis zehn Sitzungen sind aber in der Regel ausreichend", so Weber.

Am Schluss werden die getroffenen Beschlüsse in einem Vertrag dokumentiert, der auch notariell beglaubigt werden kann. "Die eingangs festgestellten Interessen können hier mit notiert werden, so dass der Weg zur Einigung später besser nachvollzogen werden kann", erklärt Weber.

Im nächsten Teil der Mediationsserie geht es am Samstag um Schule und Beruf. Am Mittwoch, 30. März, 17 bis 19 Uhr, gibt es zum Thema eine Telefonaktion.

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