Der Weißkittel-Effekt beim Blutdruckmessen

Volkskrankheit Bluthochdruck: Auch diesmal hatten die vier Mediziner wieder viel zu tun, um die Fragen unserer Leser zu beantworten. Hier einige Antworten der Experten zu den häufigsten Fragen.

Trier. Vier Experten gaben bei der TV-Telefonaktion den Lesern Gelegenheit, sich über das Thema Bluthochdruck zu informieren. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Obwohl ich blutdrucksenkende Medikamente nehme, steigt mein Blutdruck in letzter Zeit wieder an. Warum ist das so?

Marc Guérin: Im Laufe der Jahre verändert sich der Mensch: Aufgrund des Alterungsprozesses und auch neu auftretender Erkrankungen ist eine gelegentliche Anpassung der Therapie erforderlich. Es sollte also in regelmäßigen Abständen eine neue Kontrolle durch den behandelnden Arzt erfolgen. Nutzen Sie übrigens auch die angebotenen Gesundheitschecks wie "Check 35".

Welche Möglichkeiten gibt es, ohne Medikamente den Blutdruck zu senken?

Dr. Roland Strupp: Ernähren Sie sich kochsalzarm und trinken Sie wenig Alkohol. Außerdem sollten Sie für Bewegung sorgen: Treiben Sie zweimal die Woche Ausdauersport und nehmen Sie Gewicht ab: Mit jedem Kilo, das Sie abnehmen, senkt sich der Blutdruck um ein bis zwei mmHg.

Mein Blutdurck ist trotz Tabletten bei 170 zu 90. Ist das normal?

Dr. Roland Strupp: Nein, unter Tabletteneinnahme sollte der Blutdurck im Schnitt unter 140 zu 90 liegen, je nach Begleiterkrankung auch niedriger. Sprechen Sie das Therapieziel mit Ihrem Arzt noch mal durch.

Ich nehme Tabletten gegen hohen Blutdruck - trotzdem bekomme ich oft schlecht Luft, zum Beispiel beim Treppensteigen. Woran liegt das, was kann ich tun?

Marc Guérin: Ich empfehle Ihnen, eine Langzeit-Blutdruckmessung unter normalen Belastungsbedingungen durchführen zu lassen und zusätzlich ein Belastungs-EKG und eine Lungenfunktionsprüfung durchführen zu lassen.

Mit welchen Folgeerkrankungen muss ich als Blutdruckpatient rechnen?

Dr. Roland Strupp: Bluthochdruck schädigt vor allem die Blutgefäße, deshalb ist mit Folgeerkrankungen an Herz, Niere oder auch mit Schlaganfällen und Demenz zu rechnen.

Meine Blutdruckwerte schwanken sehr stark - woran liegt das?

Dr. Eckard Müller: Blutdruckschwankungen sind innerhalb gewisser Grenzen völlig normal. Sie gehören zum Alltag des Menschen und lassen sich zum Beispiel auf emotionale Befindlichkeiten oder körperliche Aktivität zurückführen. Entscheidend ist natürlich, ob die Schwankungen gewisse gefährliche Grenzen überschreiten und wie im Tagesverlauf der Blutdruck im Mittelwert ist. Zur Vermeidung von Messfehlern messen Sie unbedingt den Blutdruck erst nach fünfminütiger Ruhephase. Sollten Sie bei eigenen Messungen immer noch stark schwankende Werte erhalten, lassen Sie durch einen Arzt eine 24-Stunden-Blutdruckmessung durchführen, denn erst der Blutdruckmittelwert entscheidet im Wesentlichen über etwaige Risiken.

Wieso ist mein Blutdruck in der Arztpraxis immer höher als bei der Messung zu Hause? Wonach richte ich mich denn jetzt?

Dr. Stefan Maier: In der Praxis kommt der sogenannte Weißkittel-Effekt zum Tragen: Viele Patienten sind bei der Messung in der Praxis aufgeregt, kommen vielleicht schon mit der Erwartung, dass die Werte zu hoch sein könnten. Die im gewohnten häuslichen Umfeld gemessenen Werte sind daher meist eher repräsentativ und genauer. fgg

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort