Offenes Ohr für Opfer

TRIER. Opfern von Kriminalität und Gewalt zur Seite zu stehen, das hat sich der Weiße Ring zur Aufgabe gemacht. Am kommenden Wochenende treffen sich die rheinland-pfälzischen Mitglieder zu einer Landessitzung in Trier.

Sie waren auf dem Weg nach Frankreich und wollten sich in Paris die Ankunft der "Tour de France" anschauen. Doch die Fahrt eines norwegischen Pärchens endete in Trier. Bei einer kleinen Pause in einem Einkaufscenter bei Trier wurde der Frau die Handtasche weggerissen. So fehlten dem Paar nicht nur sämtliche Ausweispapiere und Scheckkarten, sondern auch sein gesamtes Bargeld wurde gestohlen. "Das Paar hatte kein Geld mehr für eine Übernachtung oder zum Tanken. Wir haben ihnen dann einen ausreichend hohen Betrag gegeben", erzählt Claus Bermes, Leiter der Außenstelle des Weißen Rings in Trier, von seinem letzten "Fall". Nicht nur bei Diebstahl hilft der Weiße Ring schnell und unbürokratisch. Auch bei Überfällen, Misshandlungen oder sexuellem Missbrauch stehen die ehrenamtlichen Mitglieder Opfern zur Seite. "Die Polizei arbeitet bei ihren Ermittlungen zwar mit den Opfern", sagt Bermes, der selbst Polizei-Kommissar gewesen ist, "sie sollte sich aber auch den leidenden Opfern annehmen. Das Wichtigste ist der menschliche Beistand und dass jemand da ist, der den Menschen zuhört." Der Weiße Ring begleitet Opfer auch zu Gerichtsterminen, hilft beim Umgang mit Behörden und bei finanziellen Notlagen. So stellt der Verein Menschen Beratungschecks für eine kostenlose Beratung bei einem Rechtsanwalt oder für eine medizinisch-psychologische Beratung bei seelischen Belastungen zur Verfügung, übernimmt Anwaltskosten oder bietet Erholungsmaßnahmen für Opfer und deren Familien an.20 bis 30 Fälle jährlich allein im Raum Trier

Zwischen 20 und 30 Fälle bearbeiten die fünf ehrenamtlichen Mitarbeiter im Kreis Trier/Trier-Saarburg jährlich, sehr oft haben sie mit sexueller Gewalt an Kindern zu tun, erzählt Bermes. Auch in Bitburg, Neumagen-Dhron, Daun und Prüm existieren Außenstellen des Weißen Rings. Die Arbeit des Vereins, der von Eduard Zimmermann, Moderator der ZDF-Sendung "Aktenzeichen xy ungelöst" gegründet wurde, wird finanziert durch Mitgliedsbeiträge, Spenden, Erbschaften und - zum geringen Teil - Bußgelder. An diesem Wochenende, 20. und 21. September, tagt der Weiße Ring Rheinland-Pfalz in der Deutschen Richterakademie in Trier. Themen sind der Umgang mit traumatisierten Opfern sowie mit Opfern und deren Angehörigen aus fremden Kulturkreisen sowie Präventionsprojekte. Informationen: Weißer Ring Trier/Trier-Saarburg, Claus Bermes, Residenzstraße 2, 54293 Trier, Telefon 0651/6860799. Opfer-Notruf: 01803-343434.

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