Ein Joystick tötet nicht

Wieder einmal stürzt sich die CDU auf die so genannten Killerspiele. Das alles ist nicht neu, und es ist mit der Zeit weder logischer noch treffender geworden. Die CDU scheitert bereits daran, ihre Forderung präzise zu definieren.

Was genau sind Killerspiele? Fällt es bereits unter Gewaltverherrlichung, wenn die eigene Spielfigur auf menschenähnliche Texturen schießt? Das sieht der Gesetzgeber anders, das als Vater aller Killerspiele geächtete Counter-Strike ist nicht indiziert. Gibt es auch Killer-Filme? Killer-Musik? Doch die Union will nicht definieren, sie will verbieten. Außerdem fordert sie staatliche Kontrollinstanzen, die alle Computerspiele auf ihr Gewaltpotenzial hin kontrollieren sollen. Hoffentlich kommt die CDU nie auf die Idee, Fußball mache aggressiv, denn dann wäre ein Stadionbesuch nur noch mit behördlicher Genehmigung nach intensiver Psychoanalyse möglich. Eine Frage bleibt vor allem offen: Robert Steinhäuser, der 2002 im Erfurter Gutenberg-Gymnasium 16 Menschen und dann sich selbst tötete, und der 18-Jährige aus Emsdetten haben nicht mit Joysticks geschossen. Der Täter aus Emsdetten hatte vier Gewehre bei sich. Woher hatte er diese Waffen? Wer dieser Frage nachgeht, hat deutlich größere Chancen, den nächsten Amoklauf zu verhindern. j.pistorius@volksfreund.de

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