Klöckner sagt "Entschuldigung"

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner hat sich für frühe Informationen per Internet über den Wahlausgang bei der Bundespräsidentenwahl entschuldigt und verzichtet auf ihr Amt als Schriftführerin im Parlament. Derweil dringt die SPD auf eine Klärung organisatorischer Pannen bei der Wahl Horst Köhlers.

Berlin. (rl) Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner (CDU, Kreis Bad Kreuznach) weist die Kritik an ihrem Hinweis auf die Wiederwahl Horst Köhlers teilweise zurück. Mehrere Frühstarts bei der Wiederwahl des Bundespräsidenten haben Diskussionen ausgelöst. Noch vor Bekanntgabe des Ergebnisses wurden Blumensträuße verteilt, das Bläserquartett marschierte ein. Außerdem war Köhlers Erfolg im Internet nachzulesen - mehrere Abgeordnete hatten ihn vorab über den Internet-Dienst Twitter verbreitet. Auch die Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner ist wegen ihrer Tweets - so heißen die Kurznachrichten mit maximal 140 Zeichen im Fachjargon - in die Kritik geraten.

Teils zu Unrecht, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung klarstellt. "Leute, ihr könnt in Ruhe Fußball gucke. Wahlgang hat geklappt!", schrieb Klöckner am Samstagnachmittag im Internet. Eine halbe Stunde vorher informierte sie im Netz mit: "Müssen nachzählen, Differenz - ah, jetzt stimmt's. Umschläge werden geöffnet. Melde mich mal ab wg. Auszählgeheimnis." Klöckner war Mitglied der Zählkommission. Sie räumt ein, dass ihre Aufforderung zum Fußballgucken "vom Zeitpunkt her suboptimal war". "Während der Auszählung ging nichts raus. Das ist selbstverständlich", fügt sie hinzu. Ihr Fußball-Tweet kam, als die Blumen hereingebracht wurden und die Kapelle zu spielen begann - eine weitere Panne, denn das erste Wort hätte der Bundestagspräsident Norbert Lammert haben sollen. "In diesem Moment wusste aber jeder, dass der erste Wahlgang geklappt hatte", erklärt Klöckner. Und das konnte nur bedeuten: Köhler hat es geschafft. Bevor sie ihre Notiz ins Netz stellte, twitterte der SPD-Fraktionsvize Ulrich Kelber das Ergebnis samt der exakten Stimmenzahl von 613 Stimmen. Und ein Abgeordneter der Linken soll Köhlers Sieg per SMS vorab vermeldet haben. "Ich war die Letzte, die getwittert hat", betont Klöckner. Sie ist heute der Ansicht, dass "alle hätten abwarten sollen", hält die Diskussion um die Twitter-Panne aber teilweise für doppelmoralisch. "Bundestagsabgeordnete werden von Journalisten immer wieder gebeten, Ergebnisse vorher direkt an sie zu schicken." Mehr dazu auf Seite 25

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