Baldaufs Panne macht Klöckner stark

Beim Endspurt des Schaulaufens von Julia Klöckner vor dem Landesparteitag am Samstag brodelt es in der Partei kräftig. Das Gerangel um die Neuwahl des Landesvorstands sorgt für Aufruhr und heizt die Frage an: Sind die Tage von CDU-Landes-Chef Christian Baldauf endgültig gezählt?

Mainz. Diesen Mittwoch dürfte CDU-Landes-Chef Christian Baldauf so schnell nicht vergessen: Morgens erklärt er, dass die Wahl des Landesvorstands erst nach der Landtagswahl sein wird. Mittags rügt dies SPD-Landeschef und Ministerpräsident Kurt Beck, weil eine Wahl außerhalb der Zwei-Jahres-Frist gegen das Landesparteiengesetz verstößt. Abends folgt der Rückzieher. Generalsekretär Josef Rosenbauer stellt klar: Die CDU hält sich ans Gesetz. Sie wählt den Landesvorstand noch 2010. Zuvor kann Baldauf dem Vernehmen nach davon abgehalten werden, mit der Korrektur seine erneute Kandidatur auszurufen. Dieser Darstellung widerspricht gestern Abend allerdings eine Parteisprecherin.

Offiziell äußern sich nur wenige



Viele Christdemokraten bemühen sich tags darauf, sofort zu erklären, dass in der CDU kein Streit schwelt. "Das wüsste ich", sagt der Bundestagsabgeordnete Michael Fuchs. Anderen platzt der Kragen: "Diesen ziemlichen Totalschaden würde kein Ortsvereinsvorsitzender überleben", poltert ein Abgeordneter, der wie andere Genervte nicht genannt werden will. "Diese Blamage, ich fasse es nicht. Wie kann man sich so stümperhaft in die Nesseln setzen?" Eine Abgeordnete nimmt es noch gelassen: "Es ist nicht schön, aber auch kein Drama." Für andere in der Partei steht längst fest: "Mit der Kür von Julia Klöckner zur Spitzenkandidatin ist auch das Rennen um den Landesvorsitz gelaufen." Natürlich wurmt es CDU-Strategen, dass Beck sie provoziert und belehrt hat, aber "eine andere Wahl" sehen sie auch nicht. "Es wäre so oder so gekommen. Julia braucht ein weiteres herausgehobenes Amt, um in den Wahlkampf zu ziehen." Das sehe die Mehrheit so, heißt es.

Baldauf betont seit Monaten, kein Landeschef auf Abruf zu sein. Aber jetzt wird umso mehr spekuliert, ob er Fakten schaffen wollte. "Natürlich wollte er manipulieren", sagt ein Mandatsträger. "Aber Julia behält die Nerven und hat einen ausgeprägten Machtwillen." Dass Baldauf auch "nicht so ganz freiwillig" auf die Spitzenkandidatur verzichtet und Julia Klöckner den Vortritt gelassen hat, wird hinter vorgehaltener Hand nun auch immer deutlicher ausgesprochen.

Offiziell äußern sich nur wenige zur Panne um die Vorstandswahl. Triers Bezirkschef Patrick Schnieder (Trier) drückt seine "Überraschung" aus und meint: "Man hätte dies wohl intern ausführlicher diskutieren sollen." Wann sich der Landesvorstand auf einen Wahltermin festlegt, ist noch offen. Es ist geplant, dass die Kandidatenliste für die Landtagswahl im Herbst von einer Landesvertreterversammlung aufgestellt wird. Doch für die Vorstandswahl braucht man noch eine eigene Landesdelegiertenversammlung. "Das ist zu trennen", sagen Juristen.

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