Macrons Neuanfang

Paris · Schon nach fünf Wochen muss Frankreichs Präsident seine Regierung in Schlüsselressorts umbilden. Er reagiert damit auf den Rücktritt von gleich vier Ministern, die in Affären verwickelt sein sollen.

 Frankreichs Verteidigungsministerin Sylvie Goulard sitzt neben Präsident Emmanuel Macron während einer Flugvorführung bei der Luftfahrtmesse in Le Bourget bei Paris. Goulard wird ihr Amt nach der Regierungsumbildung nicht weiterführen. Foto: dpa

Frankreichs Verteidigungsministerin Sylvie Goulard sitzt neben Präsident Emmanuel Macron während einer Flugvorführung bei der Luftfahrtmesse in Le Bourget bei Paris. Goulard wird ihr Amt nach der Regierungsumbildung nicht weiterführen. Foto: dpa

Foto: Michel Euler (AP POOL)

Paris Entspannt schüttelte Emmanuel Macron zusammen mit seiner Frau Brigitte die Hände der Besucher, die zur Fête de la Musique in den Hof des Elysée-Palasts gekommen waren. Mit seinem Auftritt wollte der Präsident am Mittwochabend wohl zeigen, dass er über dem steht, was 20 Minuten später im Garten seines Amtssitzes folgen sollte: die Bekanntgabe des zweiten Kabinetts seiner erst fünf Wochen alten Amtszeit. Eine große Regierungsumbildung war nötig geworden, weil gleich vier Minister innerhalb von 48 Stunden wegen mutmaßlicher Verwicklung in Affären zurückgetreten waren. Die erste Krise für den sozialliberalen Staatschef, der bisher vor allem auf internationalem Parkett erfolgreich gewesen war.
Justizministerin wird die relativ unbekannte Nicole Belloubet, die dem Verfassungsrat angehört. Die den Sozialisten nahestehende Juristin tritt die Nachfolge von François Bayrou an, der am Mittwochmorgen seinen Rücktritt verkündet hatte. Er reagierte damit auf Vorwürfe, seine Partei Modem habe im Europaparlament rund ein Dutzend Assistenten beschäftigt, die in Wirklichkeit für den Modem arbeiteten. Parteichef Bayrou wies alle Vorwürfe zurück.
"Ich möchte den Präsidenten keiner Lügenkampagne aussetzen", begründete er seinen Rückzug.
Die Präsidentenpartei hatte am Sonntag die absolute Mehrheit in der Nationalversammlung gewonnen und ist damit nicht mehr auf die Unterstützung des Koalitionspartners Modem angewiesen. Dennoch gehören zwei Ministerinnen des Modem der neuen Regierung an.
Die Schlüsselressorts vertraute Macron allerdings anderen Politikern an. So wird Florence Parly Nachfolgerin von Verteidigungsministerin Sylvie Goulard, die ebenfalls wegen der Modem-Affäre am Dienstag ihren Rücktritt erklärt hatte. Parly war unter dem sozialistischen Regierungschef Lionel Jospin Staatssekretärin. Das Europaministerium, das die Modem-Politikerin Marielle de Sarnez aufgab, übernimmt die Direktorin der Elite-Verwaltungshochschule ENA, Nathalie Loiseau.
Im Wohnungsbauministerium, das der in eine Begünstigungsaffäre verwickelte Macron-Vertraute Richard Ferrand am Montag abgegeben hatte, zieht der bisherige Landwirtschaftsminister Jacques Mezard als Hausherr ein. Ferrand soll künftig die Fraktion der Präsidentenpartei La République en Marche in der Nationalversammlung leiten.

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