Silvio, der Selbstverliebte

Für die meisten Europäer ist Silvio Berlusconi ein macht- und geldversessener Egomane, dem das Wohl seines Landes ebenso egal ist wie Recht und Gesetz. Kaum jemand außerhalb Italiens versteht, warum die Italiener ihn so lange gewähren ließen.

Doch Italiener ticken anders. Sie haben ein sehr viel extremeres Verhältnis zum Staat als Deutsche oder Luxemburger. In Italien ist der Staat für viele ein erbitterter Gegner, den es zu überlisten gilt, egal mit welchen Mitteln. Und in diesem Punkt war Berlusconi Meister. Wann immer ihm Staatsanwälte und Richter auf die Pelle rückten, änderte er die Gesetze so, dass er ungeschoren davon kam. Staunend registrierte das übrige Europa, wie sich dieser selbstverliebte, eitle Pfau verbale Entgleisungen leistete, die Medien missbrauchte, das Recht nach Gutdünken zurecht bog und trotzdem eine Mehrheit hinter sich hatte. Doch seit gestern ist Silvio Berlusconi gottlob Geschichte. Sein Abgang passt zu diesem Machtmenschen. Denn das Wort Niederlage kennt er nicht, deshalb konnte er sich lange nicht vorstellen, dass die Italiener ihm so etwas antun und statt seiner diesen stocksteifen Professor Romano Prodi gewählt haben sollten. Der hat Falten, eine Brille, ist schlecht angezogen und kann nicht singen. Undenkbar für Silvio, den Selbstverliebten. Zumindest aber hat er uns bei seinem Abgang nicht wie angedroht auch noch mit seinem Gesang belästigt. d.schwickerath@volksfreund.de

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