Trotz Trierer Panne bleibt Merkel Kanzlerin

TRIER. Schock in der Trierer Stadtverwaltung: Mitarbeiter haben in einem Stahlschrank 1147 ungeöffnete Umschläge mit Briefwahlstimmen für die Bundestagswahl 2005 entdeckt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Die wichtigste Nachricht vorab: Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel bleibt Bundeskanzlerin, und der lokale CDU-Abgeordnete Bernhard Kaster behält sein im September gegen SPD-Mann Karl Diller im Wahlkreis 205 (Trier/Trier-Saarburg) gewonnenes Direktmandat. Wären die Abstände bei den Erst- oder Zweitstimmen bei der Bundestagswahl 2005 etwas geringer gewesen, hätte sich daran sechs Monate später noch einmal etwas ändern können. Der Grund: Schlamperei. Oder nennen wir es menschliches Versagen in der Trierer Stadtverwaltung. Wie erst gestern bekannt wurde, waren dort Anfang März plötzlich exakt 1147 ungeöffnete Umschläge mit Briefwahlstimmen für die Bundestagswahl im vergangenen September aufgetaucht. Sie lagen in der Schublade eines vermeintlich leeren Stahlschranks im Trierer Rathaus. Die Auszählung eines Teils der Umschläge aus dem Wahlbezirk 6001 (Trier-Mitte/Gartenfeld, Nells Ländchen) hatten die städtischen Mitarbeiter seinerzeit schlichtweg vergessen. Das peinliche Malheur fiel erst auf, als der Schrank vor einigen Wochen für die Landtagswahl hergerichtet wurde. "Wir haben direkt den Landeswahlleiter informiert", sagt Sprecher Hans-Günther Lanfer, "der wiederum hat dem Bundeswahlleiter Bescheid gegeben." Die beiden obersten Wahlaufseher hätten dann beraten und letztlich entschieden: Die übersehenen Trierer Briefwahlunterlagen werden nicht mehr ausgezählt. Begründung: Am Ergebnis für den Wahlkreis 205 ändere sich allemal nichts mehr. In der Tat: CDU-Mann Bernhard Kaster gewann das Direktmandat mit rund 3500 Stimmen Vorsprung. Selbst wenn alle 1147 vorübergehend "verschwundenen" Briefwähler für SPD-Kontrahent Karl Diller gestimmt hätten, was ziemlich abwegig ist, fehlten diesem immer noch 2350 Stimmen. Kaum verwunderlich auch, dass der betroffene Trierer Wahlbezirk nichts merkte: Weder fiel das Ergebnis aus der Reihe, noch war die ausgewiesene Wahlbeteiligung gering. Am Montag hat Triers Oberbürgermeister Helmut Schröer die Staatsanwaltschaft informiert. Sie ermittelt jetzt wegen Wahlfälschung gegen Unbekannt. KOMMENTAR

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort