Von Europa lernen

Bilder von taumelnden und kranken Rindern, aufgenommen zum Höhepunkt der europäischen BSE-Krise, waren für viele Amerikaner die schwer verdauliche Fernseh-Kost über die Weihnachtsfeiertage. Mit dem ersten nun bestätigten Fall von Rinderwahn erhält eine Nation, für die der Hamburger und das Steak zum "way of life", also zum täglichen Leben, gehören, nun die Quittung für krasses behördliches Versagen und eine Landwirtschaftspolitik, bei der Verbraucher-Interessen weitgehend ignoriert und die einflussreiche Viehzüchter-Lobby am Ende bestimmte, was auf den Tisch kam.

Wie ein Schock traf die Konsumenten beispielsweise die Nachricht, dass das Fleisch des erkrankten Rindes trotz starker Verdachtsmomente der Veterinäre in die Nahrungskette gelangen konnte, weil die Profitgier der Züchter ein Gesetz verhindert hatte, mit dem grundsätzlich der Vertrieb von suspekten Tieren unterbunden werden sollte. Und: Getestet wurden in den letzten neun Jahren lediglich 30 000 der rund 300 Millionen geschlachteten Rinder - mit einem Verfahren, dessen Ergebnisse meist erst dann vorlagen, als das Fleisch schon in den Kühlschränken der Verbraucher auf die Zubereitung wartete. Nun versprechen die Verantwortlichen der Fleisch-Industrie und der Regierung einer entsetzten Konsumentenschar, künftig alles erdenkliche zu tun, um Sicherheit und Gesundheit zu garantieren. Worte, die wie so oft viel zu spät kommen: Man hätte nur nach Europa oder Japan schauen müssen, um eine Blaupause für den Umgang mit dieser gigantischen Herausforderung und somit auch für eine angemessene Test-Politik zu erhalten. nachrichten.red@volksfreund.de

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