Vorwurf der Ermittler: Verbrechen aus purer Mordlust - Prozess gegen 20-jährigen Morbacher beginnt

Trier/Bad Reichenhall · Er soll aus reiner Mordlust einen Rentner erstochen und eine Jugendliche lebensgefährlich verletzt haben: Ab heute muss sich deshalb ein 20-jähriger Soldat aus der Hunsrückgemeinde Morbach in Oberbayern vor Gericht verantworten.

 Suchaktion nach dem Gewaltverbrechen in Bad Reichenhall

Suchaktion nach dem Gewaltverbrechen in Bad Reichenhall

Foto: Annabelle Voss/Reichenhaller Tagblatt

Trier/Bad Reichenhall. Wird der mutmaßliche Gewaltverbrecher am Ende nach Jugend- oder Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden? Das ist für den Rosenheimer Verteidiger Harald Baumgärtl eine der entscheidenden Fragen in dem heute am Landgericht Traunstein (Oberbayern) beginnenden Prozess gegen seinen 20-jährigen Mandanten.
Unter anderem von der Antwort auf diese Frage hängt ab, für wie viele Jahre der ehemalige Gebirgsjäger bei einer Verurteilung im Gefängnis landen wird. Beim Jugendstrafrecht steht die Erziehung im Mittelpunkt, die Strafe fällt daher meist deutlich geringer aus als beim Erwachsenenstrafrecht.
Der in Bad Reichenhall stationierte Soldat soll in der Nacht nach dem Fußball-WM-Endspiel im vergangenen Juli einen 72-jährigen Rentner auf offener Straße ermordet haben. Nach dem Obduktionsergebnis stach der Täter mit einem Kampfmesser mehr als zwei Dutzend Mal auf Kopf und Oberkörper des Opfers ein. Der Malermeister hatte keine Überlebenschance. Anschließend soll der Soldat seinem Opfer auch noch das Portemonnaie gestohlen haben. Passanten gegenüber soll er sich damit gebrüstet haben, dass er soeben einen Menschen getötet habe.
Eine halbe Stunde nach dem ersten Gewaltverbrechen hat der Morbacher dann laut Anklageschrift eine 17-jährige Auszubildende überfallen und durch mehrere Messerstiche schwer verletzt. Er soll die junge Frau zunächst von hinten attackiert und sogar noch weiter zugestochen haben, als sie schon am Boden lag. Wie seinem ersten Opfer stach der Täter auch dem zweiten ins linke Auge. Die 17-Jährige überlebte die Attacke wie durch ein Wunder, ist aber seitdem auf einem Auge erblindet.
Die Kriminalpolizei glaubt, dass der Morbacher aus purer Mordlust gehandelt hat. Die beiden Opfer seien Zufallsopfer gewesen, sagte vor einiger Zeit der leitende Ermittler Hans-Peter Butz. "Der Rentner und die junge Frau waren zur falschen Zeit am falschen Ort. Sie hatten keine Chance."
Es dauerte fast drei Wochen, bis die auf 60 Kripobeamte aufgestockte Sonderkommission nach einem Hinweis aus der Bad Reichenhaller Kaserne auf die Spur des Soldaten kam. An Kleidungsstücken aus seinem Spind wurden Blutspuren gefunden, die von den beiden Opfern stammen, wie die kriminaltechnische Untersuchung ergab.
Der mutmaßliche Täter war zunächst noch dienstlich in Unterfranken, bevor er mit der Bahn nach Morbach fuhr. Einen Tag später, das ergaben die Ermittlungen, flog der 20-Jährige dann von Frankfurt aus nach Norwegen, wo er Anfang August verhaftet wurde. Er war in der Nähe von Trondheim zu Fuß unterwegs und leistete bei seiner Festnahme keinen Widerstand.
Seit seiner Auslieferung im Oktober sitzt der inzwischen von der Bundeswehr entlassene Gebirgsjäger in der Justizvollzugsanstalt Traunstein in Untersuchungshaft. Das Gericht hat ihm den Rosenheimer Anwalt Harald Baumgärtl als Pflichtverteidiger zugewiesen, der laut bayerischen Medien zu den renommiertesten Strafverteidigern dort zählt. "Wir haben ein offenes und gutes Verhältnis", sagt Baumgärtl unserer Zeitung über die Beziehung zu seinem Mandanten, der sich bislang zu den Hintergründen der ihm vorgeworfenen Taten nicht geäußert habe. Ob er dies im Prozess tun werde, müsse man sehen, sagt sein Verteidiger.
Der Prozess gegen den früher bereits wegen Körperverletzung und Ladendiebstahls polizeilich in Erscheinung getretenen Morbacher soll elf Verhandlungstage dauern. Das Gericht hat mehr als 50 Zeugen geladen. Die seinerzeit schwer verletzte junge Frau und die Angehörigen des getöteten Rentners treten als Nebenkläger auf. Die Urteilsverkündung ist für Ende Mai geplant.

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