Zum Wohle des Patienten

Die Praxisgebühr gilt als Inbegriff der jüngsten gesundheitspolitischen Zumutungen. Dabei wird ihre Bedeutung stark überhöht. Für viele Patienten schlagen weniger die zehn Euro pro Quartal ins Kontor.

Ihnen macht in erster Linie die verstärkte Zuzahlung für Medikamente zu schaffen. Sei‘s drum. Das Eintrittsgeld beim Mediziner ist zweifellos von plakativem Reiz, weshalb nun auch immer mehr Kassen auf den Dreh kommen, sich mit der Erstattung der Gebühr einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Die Gesundheitsreform lässt diese Möglichkeit zu. Und die Assekuranzen tun gut daran, die neue Freiheit zu nutzen. Wenn damit die Stellung des Hausarztes gestärkt wird, dann ist das nicht nur eine späte Genugtuung für Ulla Schmidt, die bei den Reformverhandlungen mit der Union vergeblich drauf gepocht hatte, das Eintrittsgeld nur bei einem Facharztbesuch ohne Überweisung zu erheben. Am Ende könnten auch alle Versicherten etwas davon haben. Wenn die Fäden beim Hausarzt zusammen laufen, dann werden zumindest teure Doppeluntersuchungen vermieden. Skeptiker mögen dagegen halten, dass solche Ersparnisse trügen, weil bei der Überweisung zum Fachmediziner automatisch zwei Arztkontakte zustande kommen und damit zusätzlicheKosten anfallen. Aber den Versuch ist es allemal wert, schon weil sich die Qualität der individuellen Behandlung verbessern dürfte. Die Wahl seiner Kasse sollte der Patient allerdings nicht nur von der Verlockung eines Gebührenerlasses abhängig machen. Die Vorreiter Barmer und DAK verlangen einen monatlichen Beitrag von immerhin 14,7 Prozent. Das ist deutlich mehr als der durchschnittliche Obolus aller Krankenkassen. Verglichen mit den preiswerten Anbietern wären 40 Euro Ersparnis auch kaum der Rede wert. nachrichten.red@volksfreund.de

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