Trier Öl-Embargo rückt näher - Habeck schwört Deutschland auf „bittere und harte Wahrheit“ ein

Trier · Minister Habeck stellt die Bürger auf anhaltend hohe Preise ein. Die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz wendet sich nicht prinzipiell gegen weitere Sanktionen, hat aber Sorgen, was den möglichen Zeitplan betrifft.

 Soll Deutschland weg vom russischen Erdöl? Wenn ja, bis wann?

Soll Deutschland weg vom russischen Erdöl? Wenn ja, bis wann?

Foto: dpa/Jerod Foster

Ein Öl-Embargo gegen Russland wird wahrscheinlicher. Nachdem nun auch Deutschland einem Lieferstopp zugestimmt hat, gilt als wahrscheinlich, dass die EU in dieser Woche einen solchen beschließen wird. Die Energieminister der EU-Staaten hatten Montag bei einem Sondertreffen unter anderem über Russlands Stopp von Gaslieferungen nach Polen und Bulgarien sowie über ein Öl-Embargo beraten. Man sei jetzt darauf vorbereitet, auch mehrere Jahre ohne russisches Öl auszukommen, hatte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zuvor gesagt.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bereitete Bürger und Wirtschaft auf anhaltend hohe Energiepreise vor. Nach einem Embargo werde es hohe Preissprünge geben. Die Umstellung könne auch zeitliche Ausfälle bedeuten, sagte Habeck. Der Staat könne nicht alle Preissteigerungen auffangen, weder für Firmen noch für Verbraucher. „Das ist die bittere und die harte Wahrheit“, sagte Habeck nach einem Treffen mit Verbänden mittelständischer Betriebe.

Die rheinland-pfälzische Wirtschaft reagiert besorgt auf ein mögliches Öl-Embargo. Karsten Tacke, Hauptgeschäftsführer der Landesvereinigung Rheinland-Pfälzischer Unternehmerverbände, warnt vor einer weiter steigenden Inflation. „Freiheit und Frieden sind in diesen Zeiten teurer denn je, aber ebenso unverzichtbar“, sagte Tacke unserer Redaktion. Auf russisches Öl könne absehbar verzichtet werden. Allerdings müsse ein Embargo gründlich vorbereitet werden. „Ein haariger Ausstieg aus russischem Öl würde die Nachfrage auf dem Markt erhöhen und Putin könnte dadurch außerhalb der EU höhere Preise verlangen. Damit wäre niemandem geholfen.“ Tacke fordert eine Übergangsfrist für den Ausstieg aus den Öl-Lieferungen aus Russland bis zum Jahresende.

Die Spritpreise verharren weiterhin auf hohem Niveau. Der Liter Diesel kostete am Montag in der Region zwischen 1,98 und 2,38 Euro, für Super mussten in Trier im Schnitt 2,29 Euro bezahlt werden.

Auch Heizöl bleibt weiterhin teuer. Für 100 Liter mussten am Montag zwischen 145 und 150 Euro bezahlt werden. Laut dem Vergleichsportal fasternergy ist nicht mit deutlichen Preissenkungen zu rechnen. Die Nachfrage nach Heizöl habe in den vergangenen Tagen wieder etwas angezogen. Viele Besitzer von Ölheizungen gäben ihre abwartende Haltung auf und lagerten bereits jetzt für den nächsten Winter ein. Da die Aussichten auf deutlich fallende Preise sehr gering seien, sei dieses Verhalten durchaus nachvollziehbar. „Außerdem bringt ein voller Tank in diesen Zeiten viel Sicherheit“, heißt es bei fastenergy.

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