Auf dem Boden der Realität

Herzlich willkommen in der finanziellen Realität der Kommunen. Nun ist auch die Verbandsgemeinde Speicher auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Es wäre töricht, Bürgermeister Rudolf Becker anlasten zu wollen, dass die VG-Umlage aufgrund seine Verhaltens auf 43 Prozent angehoben werden musste. Es war vielmehr nur eine Frage der Zeit, bis die VG Speicher zu einer VG wie alle anderen wird: ziemlich mittellos, ihre Ortsgemeinden schröpfend und ohne große Zukunftsperspektive. Sinnfrei ist es angesichts der Haushaltslage, in den Chor derer einzustimmen, die nur auf Bund und Land schimpfen, anstatt vor der eigenen Haustüre zu kehren. Der Kreis mit seinen gerade mal 90 000 Einwohnern leistet sich neun hauptamtliche Bürgermeister, einen Beigeordneten und obendrauf noch einen Landrat nebst kommunalen Spitzenbeamten. Die Stadt Trier mit ihren mehr als 90 000 Einwohnern kommt da mit vier Bürgermeistern aus. Der Einwand, dass der Kreis breitere Verwaltungsstrukturen braucht, da er von der Fläche her größer ist, mag zum Teil gelten. Es sollte die den finanziellen Niedergang beklagenden Politiker aber nicht davon abhalten, zu überlegen, wie die Verwaltung verschlankt werden kann. Einfach Stellen nicht mehr zu besetzen, ist keine Lösung. Die Bündelung von Aufgaben und das Bilden größerer Einheiten sind der Weg in die Zukunft. Im Bereich Tourismus sind die Speicherer den Weg der Zusammenarbeit mit Bitburg und Bitburg-Land schon vor Jahren gegangen. Es wäre mehr als ein Gedankenspiel wert, ob nicht auch eine gemeinsame Verbandsgemeinde mit dem Bitburger Raum finanzielle Freiräume für die Ortsgemeinden schaffen würde. Eine VG-Verwaltung an sich ist nämlich kein Selbstzweck, sondern nur die Schreibstube der Ortsgemeinden. Und es ist allemal besser, sich doch noch das ein oder andere leisten zu könnnen, als sein Geld allein für Schreibkräfte auszugeben. h.jansen@volksfreund.de

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