Auf dem Weg zur Barrierefreiheit
Prüm · Die Prümer Jugendherberge ist als eine von 14 Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz für ihre Barrierefreiheit ausgezeichnet worden. Insgesamt sind bei der bundesweit ersten Zertifizierungsfeier 240 rheinland-pfälzische Betriebe prämiert worden. In Prüm wird nun ein Arbeitskreis "Barrierefreies Prüm" eingerichtet.
Prüm. Für Rollstuhlfahrer ist es nicht immer einfach, eine geeignete Ferien-Unterkunft zu finden. Aber auch sehbehinderte und alte Menschen sind immer mehr auf Angebote angewiesen, bei denen sie zum Beispiel keine Treppen mehr steigen müssen, um in ihr Zimmer zu gelangen.
Damit Menschen mit Einschränkungen geeignete Unterkünfte besser erkennen können, wurden kürzlich rund 240 rheinland-pfälzische Betriebe mit dem Zertifikat "Reisen für Alle - Barrierefreiheit geprüft" ausgezeichnet. Darunter ist auch die Jugendherberge in Prüm.
Verlässliche Informationen
In der Eifel sind bislang 18 Betriebe zertifiziert, davon sind nur zwei Übernachtungsbetriebe. "Menschen mit Einschränkungen brauchen verlässliche Informationen für eine gelungene Reise und einen angenehmen Aufenthalt", sagt Matthias Rösch, Landesbeauftragter für die Belange behinderter Menschen.
Die Prümer Jugendherberge ist bereits beim Bau vor zehn Jahren barrierefrei gestaltet worden. "Wir haben sechs rollstuhlgerechte Zimmer und vier behindertengerechte öffentliche WCs", sagt René Heinath, Leiter des Familien- und Jugendgästehauses. Etwa zehn Prozent der Gäste der Prümer Jugendherberge sind körperlich beeinträchtigt. Zu den Stammgästen zählen viele Behindertenwerkstätten. "Aber auch ältere Menschen empfinden es als angenehm, keine Stufen steigen zu müssen, mehr Platz im Bad zu haben oder Schilder mit großer Schrift vorzufinden ", beobachtet Heinath.
Doch nicht nur in der Bewegungsfreiheit eingeschränkte Menschen kommen in der Prümer Jugendherberge gut zurecht, auch für Lebensmittelallergiker wird viel getan. So wird im angeschlossenen Restaurant gluten- und laktosefrei gekocht.
"Bei der Barrierefreiheit kann sich in Prüm noch einiges tun", sagt Heinath. Insbesondere im Freizeitbereich gibt es Nachholbedarf. So gibt es im Hallenbad keinen Lift, um ins Wasser zu gelangen, und auch die Wanderwege sind nicht allen zugänglich. Und der öffentliche Nahverkehr "ist für Behinderte katastrophal". Seiner Meinung nach gibt es viele Bereiche, wo man mit wenig Aufwand einiges ändern könnte.
Das Thema liegt auch Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy sehr am Herzen. "Wir werden bei allen zukünftigen Projekten darauf achten, dass es einen behindertengerechten Zugang gibt", sagt sie. In vielen Bereichen ist dies bereits umgesetzt oder nachgebessert worden. So gibt es keine Hemmnisse mehr, um ins Konvikt - Haus der Kultur, in die Touristinformation, die Basilika oder die Stadthalle zu gelangen. Nächste Aktion soll die Herrichtung des Tettenbuschweihers sein, der auch einen behindertengerechten Zugang erhalten soll.
Keine Rennstrecke
Noch nicht gelöst hat sie das Problem, wie man die Terrasse von Eisdiele und Bierhaus am Hahnplatz für Rollstuhlfahrer zugänglich machen könnte. Und die geplante Neugestaltung der Hillstraße soll auch Verbesserungen bringen. "Im besten Fall machen wir aus Gehweg und Fahrbahn eine Fläche. Da müssen dann die Autofahrer Rücksicht nehmen. Eine Rennstrecke wird das dann nicht", sagt Mathilde Weinandy.
Um diese und andere Projekte will sich die Arbeitsgruppe "Barrierefreies Prüm" künftig kümmern. Annemie Nickels, Leiterin der Multiple-Sklerose-Gruppe in Prüm, hat zu einem ersten Treffen eingeladen.Extra
Rheinland-Pfalz hat eine Online-Datenbank eingerichtet, in der sich Reisende über barrierefreie Angebote informieren können. Die Infos reichen von der Jugendherberge übers Museum bis hin zum Gourmetrestaurant und sind auf der Homepage www.barrierefrei.gastlandschaften.de zusammengefasst. sn
