Auf der Jagd nach klugen Köpfen

BITBURG. In Bitburg existiert seit einem Jahr eine für die Eifel ungewöhnliche Beratungsfirma. Vor allem für die IT- und die Finanzbranche vermittelt eine ehemalige Bankerin Kandidaten in das mittlere und gehobene Management.

Wer das kleine helle Büro von "Job X-change International" im einstigen Hauptquartier der Airbase Bitburg besucht, merkt im Gespräch mit Theresa Hoffman sofort, dass dort ein weltoffener Wind weht. Denn nach langjähriger Arbeit für amerikanische und belgische Banken hat sich in ihren Wortschatz mancher Anglizismus eingeschlichen, den die Personalberaterin allerdings auch bewusst einsetzt: "Wenn ich Bewerber auf eine Stelle hin prüfe, die Fremdsprachenkenntnisse erfordert, dann teste ich gleich in der Praxis, ob das Englisch tatsächlich flüssig über die Lippen kommt", schildert die 40-Jährige eine ihrer Methoden, für Firmen geeignetes Führungspersonal auszuwählen. Zudem ist sie von ihrer eigenen Ausbildung her Fremdsprachenkorrespondentin. Das prägt. Ihre Karriere verlief nicht in klassischen deutschen Bahnen, sondern war amerikanisch geprägt, offen und vielschichtig. Hoffman liebt versierte Quereinstiege. Sie startete als Rezeptionistin einer US-Bank in Luxemburg. Schon bald avancierte sie zur Assistentin des Leiters der Privatkundenabteilung und gelangte nach einem Erziehungsurlaub in die Direktionsetage. "Dort habe ich die Management-Perspektive im Bankenwesen richtig gelernt. Mein amerikanischer Chef vertrat immer das Motto ,learning by doing'." Das Lernen beim Tun führte sie in die Verwaltung von Staatskrediten, Kontakte zu den Zentralbanken in Brasilien und Mexiko waren ihr Geschäft.Initialzündung zur Selbstständigkeit

Doch die Bankenwelt kennt keinen Stillstand. Aus der amerikanischen wurde die belgische Bank Bacob, später die Artesia Bank Luxemburg. Für Theresa Hoffman gab es neue Aufgaben als Leiterin der Kreditabteilung, die unter anderem das Europäische Parlament finanzierte. Immer mit im beruflichen Gepäck: die Administration des Personalwesens der Bank, deren Personalchefin sie 1995 wurde. Eine weitere Fusion bescherte dem gesamten Management der Bank allerdings die schlechte Nachricht, dass es gehen musste. Im Nachhinein ist Theresa Hoffman froh über diese Initialzündung hinein in die Selbstständigkeit: "Es war alles Routine geworden, es fehlte der Funke." Eine Aussicht auf eine vergleichbare Managementposition bestand nicht, also war für sie klar: Sie wollte ihre Kenntnisse in einer eigenen Personalberatung nutzen, die nicht zu verwechseln ist mit einer der üblichen Personalservice-Agenturen. Bitburg lag für sie nahe, "geografisch optimal mitten im europäischen Markt". Von einem zukünftig florierenden Flugplatz erwartet sie Synergie-Effekte. So ist Theresa Hoffman eine der ersten "Headhunterinnen" der Eifel. Ihre Klientel richtet sie vor allem international aus, denn der für die Region typische Mittelstand hält sich noch zurück bei der im angelsächsischen und Benelux-Bereich bewährten Methode, hoch qualifiziertes Personal für die Führungsetagen zu finden. Dabei biete das "Headhunting" für die Firmen den Vorteil, schon auf Herz und Nieren vorgeprüfte und auf ihre besonderen Bedürfnisse abgestimmte Bewerber präsentiert zu bekommen. Zudem müssen sie nicht selbst offen in Erscheinung treten, sondern können die Diskretion für sich nutzen. "Manchmal ist es so, dass der Wunschkandidat ausgerechnet beim Konkurrenten sitzt", beschreibt Hoffman Fälle aus ihrer Praxis. Dass sie mit ihrer Tätigkeit eine enorme Verantwortung für den Lebenslauf der Bewerber und für den Erfolg des suchenden Unternehmens trägt, ist ihr klar: "Ich hole mir das Feedback immer von beiden Seiten ein. Man muss von einer Firma sehr überzeugt sein, wenn etwa der Kandidat für einen neuen Job seine Stelle aufgeben würde." Kandidaten findet sie durch gute Kontakte zu deutschen und internationalen Universitäten, darüber hinaus ist sie eine überzeugte Netzwerkerin, zu deren Beruf das Verknüpfen von Informationen und gesellschaftlichen Verbindungen zählt. Überhaupt gehört das Gespür dafür, ob die "Chemie" zwischen Bewerbern und Firmen stimmt, zur Grundausstattung als Personalberaterin. "Es ist erst ein Mal passiert, dass eine Vermittlung letztlich scheiterte."

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