Aus der Traum von der Realschule plus

Speicher · Harter Schlag: Am Schulzentrum Speicher wird es keine Realschule plus geben. Das hat die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) mitgeteilt und lehnte damit den Sonderantrag der Verbandsgemeinde Speicher ab.

Speicher. "Das war Speichers letzte Chance", sagt Joachim Streit, Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm. Damit meint er den Sonderantrag, den der Kreis bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD) gestellt hatte, um doch noch zu erreichen, dass aus der Haupt- und Realschule in Speicher eine Realschule plus wird. Der Antrag bezog sich auf Paragraf 13 des Schulgesetzes. Dort heißt es in Absatz 4: "Bei Grund- und Förderschulen sind in besonderen Fällen, bei Realschulen plus aus Gründen der Siedlungsstruktur Ausnahmen von der Mindestgröße zulässig." Antrag abgelehnt

Mit der Prüfung ließ sich die ADD Zeit. "Ich habe das eigentlich für ein gutes Zeichen gehalten", sagt Rudolf Becker, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Speicher. Doch die Schulbehörde bleibt hart. Sie lehnt den Antrag ab. Als Becker am Donnerstagnachmittag ein Statement abgeben soll, fällt der aus allen Wolken. Von der Absage ist die VG nämlich noch nicht unterrichtet worden. "Die Stimmung ist schlecht. Ich bin zutiefst enttäuscht", sagt Becker dem TV. Verständlich. Schließlich haben alle Beteiligten für die Realschule plus gekämpft. Verbandsgemeinde, Bürgerinitiative und Eltern hatten sich gemeinsam eingesetzt, sogar ein Lockangebot gemacht, indem die VG für jeden angemeldeten Fünftklässler einen 500-Euro-Bonus bar auf die Hand versprach (der TV berichtete). Trotzdem brachte es die Schule nur auf 28 Anmeldungen. Gebraucht hätte sie 51. Die ADD hat mittlerweile alle Eltern der für die fünften Klassen angemeldeten Kinder mit einem Elternbrief darüber informiert, dass sie ihr Kind an einer Nachbarschule anmelden können. Infrage kommen laut ADD am Standort Bitburg die kooperative Gesamtschule St. Matthias in privater Trägerschaft und die Realschule plus mit schulartübergreifender Orientierungsstufe mit dem benachbarten Gymnasium (kooperative Form). An den Standorten im Landkreis Bernkastel-Wittlich kommen laut ADD drei Schulen infrage, am Standort Trier ebenfalls. "Vorerst wird das Schulzentrum der Realschule plus in Bitburg untergliedert und als zweiter Standort weitergeführt", erklärt Alfred Marder von der Kreisverwaltung. Die vorhandenen Schüler können ihren Abschluss wie geplant machen. ADD: "Wie lange die Kinder der jetzigen Klassen sechs bis zehn noch am Standort Speicher unterrichtet werden können, ist nun in Gesprächen der ADD mit den Schulleitungen und den Schulträgern zu regeln." Marder: "Das ist ein weiterer Mosaikstein in der Neuordnung der Schullandschaft." Im Kreis seien bereits die Hauptschulen in Schönecken, Daleiden und Mettendorf geschlossen worden. Meinung

Der Realität ins Auge sehenDer Traum von der Realschule plus ist in Speicher nun endgültig geplatzt. Auch der verzweifelte Versuch eines Sonderantrags bei der ADD brachte kein anderes Ergebnis. Gesetz ist eben Gesetz, obwohl sich durchaus die Frage stellt, ob das neue Schulgesetz die Struktur im ländlichen Raum mitbedacht hat. Da ist es durchaus verständlich, dass Rudolf Becker nicht nachvollziehen kann, warum die 40 Jahre funktionierende Zweizügigkeit der Klassen am Schulzentrum auf einmal nicht mehr gut sein soll. Die Verbandsgemeinde trifft die Entscheidung hart, gehören doch die Schulen zu den wichtigsten Infrastrukturen, die junge Familien an den Standort ziehen. Doch Schwarzmalerei bringt nichts. Die Speicherer haben immer noch ihre Grundschule und die Kita, die bald in Gebäude am Schulstandort einzieht, um bei Neubürgern punkten zu können. Mit dem langsamen Sterben der Haupt- und Realschule müssen sich die Verantwortlichen wohl abfinden und ihre Energie dort einsetzen, wo sie positive Wirkung hat. m.radics@volksfreund.de

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