"Bei uns geht es auch ohne What's App" - Vier Jungs aus Irrel tuckern mit ihren Bulldogs durch die Eifel

Irrel · Traktoren gehören zur Heimat genauso wie das Eifler Platt, meinen vier junge Männer aus Irrel und Umgebung. Sie pflegen beides mit viel Liebe und Hingabe. Dem TV haben sie - selbstverständlich auf Platt - erzählt, was für sie die Faszination an Bulldogs ausmacht.

Irrel. Tock-tock-tock: Gemütlich und mit monotonem Geräusch tuckert der alte Eicher ED 13 mit 1-Zylinder-Motor, Baujahr 1960, über die Wege rund um Irrel. Auf dem Bock sitzt Peter Riewer. Der 16-Jährige liebt seine Julie, wie er seinen Bulldog zärtlich nennt.

Peter gehört zu einer Gruppe von Jugendlichen, die ihre ganze Freizeit und auch ihr ganzes Geld in ein ungewöhnliches Hobby stecken: Sie kaufen und restaurieren alte Traktoren - und fahren sie natürlich auch. Und zwar wann immer es geht. "Aber höchstens mit 15 Stundenkilometern. Man darf die Dinger ja nicht mit Vollgas fahren", weiß Peter. Alexander Lunkes (22) ist die Einfachheit dabei wichtig: "Wir wollen ohne den modernen Technikkram leben. Bei uns geht es auch ohne What\'s App. Irgendeinen findet man immer, der mitfährt."

Sein Bruder Jonas (17) ist genauso vom Bulldog-Fieber infiziert. Mit seiner Emelie, einem Deutz D25, ebenfalls Baujahr 1960, war er vorigen Sommer über 3000 Kilometer unterwegs. "Morgens auf den Bulldog und abends wieder da", erzählt er strahlend. Und was fasziniert ihn so daran? "Motor-Sitz-Lenkrad-fertig." Florian Schmitt (17), stolzer Besitzer eines McCormic D326, Baujahr 1964, meint: "Das Erlebnis ist ungefiltert". Vor allem mit seiner Vivienne durch einen Tunnel zu fahren, das gefällt ihm: "Das gibt einen Super-Sound." Großen Spaß haben die Jungs, wenn\'s mal gut geregnet hat. "Dann dürfen die Bulldogs richtig dreckig werden", freut sich Alexander. Und dann? "Ja, um sie danach eben auch mal wieder richtig zu polieren", lacht Jonas.

Viel Zeit und Geld stecken die vier in ihr Hobby. Einige haben ihr Gefährt vom Opa geerbt, andere mussten ihren Bulldog kaufen. Unrestauriert liegen die Preise dafür ab 2000 Euro aufwärts. Dann geht es los mit der Arbeit: Motor und Getriebe müssen überholt, die Hydraulik neu eingestellt werden, dazu neue Reifen und vielleicht auch eine neue Lackierung. Alles ordentlich und möglichst mit Original-Teilen. "Et get net gemurkst", betont KFZ-Meister Alexander. Florian und Jonas sind noch Schüler und müssen dafür jobben gehen, aber: "Das ist eine Wertanlage für die Zukunft. Die Preise gehen hoch", weiß Alexander. Ihre Bulldogs sind den Freunden also wirklich was wert.

Und sie freuen sich, wenn ihre Mühe belohnt wird: Brummi-Fahrer überholen sie mit einem anerkennenden Daumen-hoch, in einem Bitburger Schnellrestaurant gab\'s dafür sogar mal ein Gratis-Eis. Erfolgreich waren sie auch schon beim traditionellen Traktortreffen in Träg, wenn auch nicht in der Kategorie Technik: Es gab Preise für die weiteste Anreise und den schönstgeschmückten Traktor. Gefreut hat es sie trotzdem, und beim Fachsimpeln mit den älteren Männern hätten sie auch viel gelernt, erzählt Peter. Überall ziehen sie mit ihren Freundinnen die Blicke auf sich. Aber wehe ..! "Ich mag nicht, wenn einer meinen Bulldog anpackt. An meiner Dame wird nicht gefummelt", macht Jonas klar. Tatsächlich wurde ihm auch schon mal der Tankdeckel geklaut.
Für dieses Jahr haben die Irreler Bulldog-Jungs bereits Pläne gemacht. Im Sommer wollen sie nach Trier tuckern: "Auf jedem Bulldog ein Mädchen - es war nicht schwer, Mädels dafür zu finden", lacht Alexander. Jonas aber blickt schon weiter in die Zukunft: "Meine Vision wäre es, in einigen Jahren ein richtiger Verein zu sein." "Das wird auch klappen", ist sich Peter sicher. Und Alexander meint überzeugt: "Die neue Generation fährt Traktor, nicht Roller."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort