Beten mit den Füßen

Zur traditionellen Springprozession war die luxemburgische Kleinstadt an der deutschen Grenze wieder das Ziel von Tausenden von Pilgern. 45 Musikvereine und Springgruppen nahmen zur Ehre des heiligen Willibrord an dem Bittgang teil. Mit dabei auch der neue Trierer Bischof Stephan Ackermann, Kardinal Joachim Meisner, Erzbischof von Köln, und der Bischof von Limburg Franz-Peter Tebartz-van Elst.

Echternach. Pfingsten ohne die Teilnahme an der Procession Dansante, der berühmten Echternacher Springprozession zu Ehren des heiligen Willibrord, das ist für viele Bewohner des Dreiländerecks nicht möglich. So waren es am Pfingstdienstag rund 13 000 Teilnehmer, die der Erzbischof von Luxemburg, Monseigneur Fernand Franck, zu der weltberühmten und einmaligen Bittprozession begrüßen konnte. "Die Springprozession ist und bleibt ein Geschenk, das wir erhalten müssen und jedes Jahr neu entdecken können", sagte der Erzbischof.

Die Echternacher Springprozession brachte die ganze Stadt im wahrsten Sinne des Wortes auf die Beine. Springend, tanzend und betend zogen die überwiegend in Weiß gekleideten Pilger von sieben bis 70 durch die kleine Stadt an der Sauer. Was ein bisschen aussieht wie Folklore, jedoch keine sein soll, wie die Kirche betont, ist tief verwurzelt in den Köpfen der Menschen in der Region und hat eine lange religiöse Tradition.

Grundsätzlich kann jeder an der Prozession teilnehmen, falls er dies aus religiösen Motiven tut, sich ordnungsgemäß benimmt und die Anweisungen der Ordner befolgt. Dafür und die gesamte Organisation sind die Mitglieder des Willibrordus-Bauvereins zuständig. Sogenannte Kommissare, erkenntlich an ihrem weißgelben Armband, kümmern sich vor der Prozession um die ordnungsgemäße Aufstellung der Pilger und begleiten die einzelnen Gruppen auch.

Das "Gebet mit den Füßen" folgt festgelegten Ritualen. Die Teilnehmer "springen" im Takt von Polkamelodien in Fünfer-Reihen durch die Straßen. Ihr Ziel, das Grab des heiligen Willibrord in der Echternacher Basilika, immer vor Augen. Gesprungen wird von einem Bein auf das andere, während man sich langsam vorwärts bewegt. Noch eine Besonderheit dabei: Mit weißen Tüchern fassen sich die Pilger auf dem knapp 1500 Meter langen Weg untereinander an.

"Die Springprozession hat eine lange Tradition über Jahrhunderte. Nur einige Jahre im Zweiten Weltkrieg war sie von den Nazis verboten worden", erklärte Pierre Kauthen, Vorsitzender des Willibrordus-Bauvereins.

"Unser Verein hat die Organisation der Prozession im Jahre 1975 von der Kirche übertragen bekommen. Das ist viel Arbeit für uns, etwa 60 Mitglieder unseres Vereins helfen mit." Rund 13 000 bis 14 000 Teilnehmer gingen in der Prozession mit, schätzte Kauthen, von denen rund 9000 auch gesprungen seien.

Neben zwei anderen Bischöfen hat auch der neue Trierer Bischof Stephan Ackermann an der Springprozession teilgenommen: "Ich bin eigentlich immer mitgesprungen, warum jetzt nicht."

Zum ersten Mal dabei war Helene Bertran aus Trier. "Ich bin Firmbegleiterin, und die Teilnahme wurde uns von der Pfarrei angeboten. Das war die Gelegenheit, ich habe mich ganz toll darüber gefreut, und die Teilnahme hier ist wunderschön", sagte sie.

Am Nachmittag nach der Prozession verwandelte sich die ganze Stadt zu einem Treffpunkt für zufriedene Pilger, die sich überall in den Straßen Musik anhören können.

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