Bitburger Wasser frei von Uran

Bitburg · Hahn auf, Wasser marsch: Der neue Tiefbrunnen in Königswäldchen ist am Netz. Bevor das möglich war, mussten die Stadtwerke Bitburg eine Uran-Entfernungsanlage installieren, da das Wasser des neuen Brunnens zu stark mit dem radioaktiven Schwermetall belastet war - alles in allem eine Investition von 1,7 Millionen Euro.

Bitburg. Sauberes Trinkwasser, das in Hülle und Fülle aus dem Wasserhahn fließt, ist eigentlich Luxus. Doch das ist kaum einem bewusst. Eine sichere Trinkwasserversorgung gehört hierzulande zum Standard. Wie dieser Standard langfristig zu sichern ist, wurde in Bitburg nach der Havarie eines Tiefbrunnens (siehe Extra) heiß diskutiert.
Der Grund: Das Wasser des neu gebohrten Brunnens hatte dramatisch hohe Uranwerte. Noch mal einen teuren, neuen Brunnen bohren oder in eine Uran-Entfernungsanlage investieren, war die Frage, die Werkausschuss und Stadtrat bewegte (der TV berichtete). "Bei einer Bohrung an anderer Stelle hätten wir auch keine Garantie gehabt, dass dieses Wasser dann weniger mit Uran belastet ist", erklärt Hans Esch, stellvertretender Leiter der Stadtwerke, die sich für eine Uran-Entfernungsanlage entschieden haben.
Die Anlage, die aus zwei etwa zwei Meter hohen Kesseln besteht, ist nun in Betrieb.
Herzstück: Zwei Harzfilter


Das Prinzip: Das bereits enteiste Wasser läuft durch die großen Kessel, deren Herzstück zwei mit Harz gefüllte Filter sind.
Diese Harzfilter binden das Schwermetall, das sich darin ablagert. Von Uran gereinigt, fließt das Wasser dann in den Hochbehälter. "Die Filter müssen alle zwei bis drei Jahre ausgetauscht werden", sagt Esch. Die Harzfilter sollen in Leverkusen unter Auflage verbrannt werden.
Kurios: Inzwischen haben sich die Uranwerte des neuen Tiefbrunnens von einst 120 Mikrogramm pro Liter auf gut elf Mikrogramm eingependelt. "Dafür haben wir auch keine Erklärung", sagt Esch. Er vermutet, dass sich das Wasser nicht mehr so stark mit dem in tiefen Gesteinsschichten natürlich vorkommenden Schwermetall anreichert, seit der Brunnen in Betrieb ist: "Dadurch ist mehr Bewegung im Wasser."
Wie dem auch sei: Auch elf Mikrogramm Uran pro Liter wären immer noch zu viel, wenn das Bundesumweltamt den geplanten Grenzwert von zehn Mikrogramm einführt. "Soweit ich weiß, soll er im Juni kommen", sagt Esch. Bitburg ist vorbereitet. Die Stadtwerke speisen nun Wasser mit einem Urangehalt von 0,0 Mikrogramm ins Netz. Saubere Sache.Meinung

Unpopulärer, aber richtiger Weg
Trinkwasser ist ein sensibles Thema. In Bitburg hätte angesichts der hohen Uranwerte im Wasser des neuen Tiefbrunnens manch einer lieber einen neuen Brunnen gebohrt, als in eine Uran-Entfernungsanlage zu investieren. Die hat schon allein wegen ihres Namens irgendwie etwas Bedrohliches. Hinzu kommt: Es fehlen Erfahrungswerte, da Bitburg nach Bad Kreuznach erst die zweite Stadt in Rheinland-Pfalz ist, die eine solche Anlage betreibt. Es war gut, dass die Stadtwerke den Mut hatten, Neuland zu betreten. Die Anlage ist nicht nur die wirtschaftlich sinnvollste Lösung, sondern beschert den Bitburgern auch besseres Wasser als je zuvor - völlig frei von Uran. Führt der Bund den geplanten Grenzwert ein, hätte an einer solchen Anlage ohnehin kein Weg vorbeigeführt. d.schommer@volksfreund.deDAS BITBURGER BRUNNEN-DEBAKEL


Pleiten, Pech und Pannen: Einer der beiden Tiefbrunnen in Königswäldchen wurde 2006 bei Sanierungsarbeiten so stark beschädigt, dass er nicht mehr zu reparieren war. "Der Rechtsstreit mit der Firma ist noch nicht ausgestanden", sagt Hans Esch, stellvertretender Leiter der Stadtwerke, die Schadensersatz fordern. Um die Wasserversorgung der Stadt langfristig zu sichern, musste ein neuer Brunnen gebohrt werden. Der sollte nach Königswäldchen, weil dort bereits eine für die Förderleistung von zwei Brunnen ausgelegte Wasseraufbereitungsanlage steht. Kosten der Neubohrung: rund 1,2 Millionen Euro. Im März 2008 wurde bekannt, dass die Uranwerte des noch aktiven Brunnens über zehn Mikrogramm (zehn millionstel Gramm) pro Liter liegen. Da war die Brunnen-Neubohrung in direkter Nachbarschaft schon in vollem Gange. 2009 der Schock: Das Wasser des neuen Brunnens war anfangs noch stärker mit dem Schwermetall belastet. Die Weltgesundheitsorganisation hält 20 Mikrogramm für unbedenklich. Das Bundesumweltamt will Mitte dieses Jahres zehn Mikrogramm als einzuhaltenden Grenzwert einführen. Die Stadtwerke mussten handeln. Im Herbst 2010 wurde für rund 500 000 Euro eine Uran-Entfernungsanlage gebaut - samt der dafür nötigen Erweiterung des Wasserhäuschens. Es ist nach der Anlage in Bad Kreuznach die zweite in Rheinland-Pfalz. scho

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