Canicross in der Vulkaneifel: Der Sport mit Wau-Effekt

Stadtkyll/Dahlem · Canicross oder Bikejöring verlangen Tier und Mensch alles ab. Mit Jule und Marc Prins und ihren sechs Hunden trainiert die Deutschlandspitze inzwischen in der Vulkaneifel.

 Wenn Schoko und Jule Prins beim Bikejöring erst mal Gas geben, muss sich die Konkurrenz warm anziehen. Foto: Marc Prins; TV-Foto unten: Frank Auffenberg

Wenn Schoko und Jule Prins beim Bikejöring erst mal Gas geben, muss sich die Konkurrenz warm anziehen. Foto: Marc Prins; TV-Foto unten: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Die Ohren flattern im Wind, die Zähne sind gebleckt, und die Zunge hängt weit aus Schokos Maul. "Wenn uns jemand im Wald beim Training trifft, ist das schon ein martialisches Bild, das manchem etwas Angst macht. Aber ebenso schnell, wie wir auftauchen, sind wir ja auch wieder weg", sagt Jule Prins (28). Vielen Spaziergängern, denen sie begegne, stehe die Verwunderung ins Gesicht geschrieben: "Unser Sport ist in Deutschland eben noch lange nicht so verbreitet wie in Holland, Belgien oder auch Osteuropa."

Da darf man sich noch wundern, wenn Mensch und Hund mit einer Leine verbunden in Höchstgeschwindigkeiten durch die Wälder sausen - ob wie beim Canicross zu Fuß oder beim Bikejöring auf dem Fahrrad (siehe Info).Täglich kann man Jule und ihren Mann Marc Prins (44) in den Wäldern zwischen ihrem Wohnort Dahlem in Nordrhein-Westfalen und seinem Arbeitsplatz Stadtkyll treffen.

Vor knapp drei Jahren kamen die Sportwissenschaftlerin und der Physiotherapeut zum Zughundesport. Gleich von Anfang an mischten sie bei nationalen und auch internationalen Wettbewerben auf den Spitzenplätzen mit. Erst jüngst wurden Jule Prins und ihre Hündin Schoko unter anderem Vize-Europameister im Bikejöring und Europameister im Canicross. "Dass wir sofort so erfolgreich waren, ist mit unserer Biografie zu begründen. Bevor wir auf den Hund kamen, waren wir beide im Profiradsport unterwegs", sagt Marc Prins. Ein schwerer Sturz bei einem Mountainbike-Rennen beendete allerdings 2013 Jule Prins' Karriere. "Das war ein heftiger Unfall. Ich war zunächst nicht einmal in der Lage, erneut auf ein Rad zu steigen. Der Zufall wollte es, dass wir dann aber plötzlich an Schoko gerieten." Marc habe die Europäische Hound-Dame Lisa mit in die Beziehung gebracht. Schoko wiederum suchte als "Scheidungshund" ein neues Zuhause. Über einen Bekannten, bei dem sie kurzzeitig untergebracht war, habe man sich kennengelernt. "Schoko war schon, bevor sie zu uns kam, erfolgreich in diesem Sport unterwegs, Lisa hatte auchErfahrung, und irgendwie war das Ganze dann programmiert." Kurz und gut: Nach reiflicher Überlegung probierte Jule Prins einfach mal aus, was Schoko so zu bieten hat und wie sich eine Fahrt mit ihr anfühlt: "Und ich war ziemlich schnell begeistert. Man kann schon sagen, dass sie mich im gewissen Maß therapiert hat. Ich merkte halt schnell, dass ich mich auf der Strecke blind auf sie verlassen kann und gewann wieder Vertrauen in mein eigenes Können." "Blind aufeinander setzen zu können ist sehr wichtig, gerade beim Bikejöring. Ließe sich der Partner von Wild, Zuschauern oder anderen Hunden ablenken, wäre das fatal, denn die Führung übernimmt stets der Hund."
Mittlerweile leben übrigens gleich sechs "beste Freunde des Menschen" mit den beiden Leistungssportlern. "Wir mussten langsam dran denken, dass Lisa und Schoko nicht jünger werden. Mit 6,5 Jahren sind sie schon sehr lange dabei." Der sportliche Nachwuchs musste gefunden werden, und schon zogen die zweijährigen Magyar-Vizslas-Hunde Cleo und Kalle in das Prinssche Holzhaus mit ein. Und weil man schon dabei war, folgte mit Pace und Flotte gleich noch die kommende Sportlergeneration.

"Bei uns ist damit schon immer einiges los", sagt Jule Prins. BeimBesuch des TV trüge deshalb der Eindruck der Ruhe. "Weil vier von ihnen gerade etwas husten, mussten Lisa und Schoko leider in Quarantäne." Zwei große Wettbewerbe stünden vor der Tür, sagt Jule Prins: "Da dürfen wir nichts riskieren."

Am kommenden Wochenende steht eine Teilnahme an den deutschen Meisterschaften in Reisenbach (Baden-Württemberg) an, am letzten Novemberwochenende geht es zur Weltmeisterschaft nach Kozle-Szamotuly (Polen). Es heißt also kräftig Pfotendrücken

Weitere Informationen und Kontakt auf der noch im Aufbau befindlichen Internetseite: www.wildeprinsen.deGemeinsamer Sport für Mensch und Tier

Canicross in der Vulkaneifel: Der Sport mit Wau-Effekt
Foto: Frank Auffenberg (aff), Frank Auffenberg ("TV-Upload Auffenberg"

Canicross und Bikejöring gehören zu den Zughundesportarten. Beim Canicross handelt es sich um eine Art Geländelauf, bei dem der Hund (lateinisch Canis) mit dem Läufer über ein knapp zwei Meter langes Zugseil verbunden ist. Auch beim Bikejöring werden diese Seile genutzt, in diesem Fall ist der Hund mit einem geländetauglichen Fahrrad verbunden.

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