Ein Müllberg tief unter der Erde

Eine Mülldeponie (fast) ohne Müll: Seit gut fünf Jahren dürfen keine Abfälle mehr auf der zentralen Hausmülldeponie bei Plütscheid (Verbandsgemeinde Arzfeld) entsorgt werden. Nichtsdestotrotz herrscht auf dem 15 Hektar großen Gelände an der Landesstraße 12 nach wie vor ein reges Treiben, wie der TV bei einem Besuch vor Ort festgestellt hat.

Plütscheid. Ein Windzug fegt über die Kuppe in Nähe der Landesstraße 12. Doch er trägt - oh Wunder - nicht den süßlich-fauligen Geruch mit sich, mit dem so mancher bei einem Besuch der ehemaligen Zentralen Hausmülldeponie bei Plütscheid gewiss gerechnet hat. Immerhin haben sich auf dem 15 Hektar großen Areal seit 1974 rund 1,5 Kubikmeter Müll angesammelt. Wer schon einmal die Nase in eine Restmülltonne mit alten Abfällen gehalten hat, weiß, welch unangenehme Gerüche da entstehen können. Doch direkt neben dem Eingang riecht es allenfalls nach dem Staub, den ein vorbeifahrender Laster gerade aufgewirbelt hat, und nach den vielen Bäumen, die links und rechts den Hang säumen. Sie lassen vergessen, dass hier bis 2005, als in Deutschland per Gesetz das Ablagern von unvorbehandelten Abfällen verboten wurde, jährlich 30 000 Tonnen Restmüll abgelagert wurden.

Allerdings sucht man sie vergebens, die Speisereste, benutzten Taschentücher, alten Staubsaugerbeutel, Zigarettenasche und was sich sonst noch alles in den grauen Tonnen gesammelt hatte, die über Jahre in Plütscheid hinweg entsorgt wurden. Wer vom Eingangsbereich der Deponie hinunter ins Tal schaut, erblickt einen kesselförmig angelegten Abhang aus Gras und braunem Boden. Fast so, als gehöre das Gelände zum typischen Landschaftsbild. Von Abfall jedenfalls keine Spur. Und genau so soll es auch sein, sagt Monika Hau, die Leiterin des Regiebetriebs Abfallwirtschaft: "Wenn wir irgendwann ganz fertig sind, soll niemand merken, dass hier mal ein Müllberg lag. "

Gras soll über den Abfall wachsen, der sich in Plütscheid mehr als 30 Jahre angesammelt hat. 3,5 Hektar im unteren Bereich der Deponie sind bereits abgedichtet und begrünt, nun geht es im mittleren und oberen Teil des Plateaus weiter: Den Abfall abdecken, die vorgeschriebenen Abdeckungsschichten auftragen und schließlich die bereits endgültig abgedichteten Flächen bepflanzen - all dies braucht Zeit. "Deponiestilllegungszeit" sagen die Experten dazu. Doch auch danach müsse man die Deponie hegen und pflegen, betont Deponieleiter Manfred Hamm: "Ganz kommt man aus der Verantwortung nie heraus." Denn selbst wenn der zwischen 17 und 30 Meter hohe Müllberg, der sich hier über die Jahre aufgetürmt hat, irgendwann komplett mit Gras überwachsen ist, passiert unter der Erde noch einiges.

Niederschlagswasser und Feuchtigkeit aus dem Müllkörper werden weiterhin als Sickerwasser ins Tal hinabfließen und müssen in der kleinen Kläranlage am Fuß des Hangs wiederaufbereitet werden. Mehr als 50 000 Kubikmeter Sickerwasser fielen allein im Jahr 2009 an, das in der Kläranlage biologisch und chemisch gereinigt und anschließend in den Tautenbach geleitet wurde. Obendrein produziert der Müllkörper immer noch Methangas, das auf dem Areal der Hausmülldeponie in Gasstrom umgewandelt und durch ein Blockheizkraftwerk sowohl elektrisch als auch thermisch genutzt wird. Die gewonnene elektrische Energie wird nicht nur für den Eigenbedarf der Deponie verbraucht: Ein Teil wird in das Stromnetz eingespeist. Die erzeugte Wärme aus dem Blockheizkraftwerk wird zur Heizung des Betriebsgebäudes genutzt. Wie lange sich der Betrieb des Blockheizkraftwerks allerdings noch lohnt, wird sich zeigen: Waren es im Jahr 2005 noch über 1,1 Millionen Kubikmeter an verwertetem Deponiegas, wurden 2009 nur noch 450 000 Kubikmeter gewonnen. "Kein frischer Müll, kein frisches Gas", erklärt Deponieleiter Hamm die rückläufige Tendenz.

Frischer Müll - er wird schon lange nicht mehr auf der Deponie abgeladen. Stattdessen wirbelt am rostigen Eingangstor der nächste Laster Staub auf, bevor er auf dem oberen Plateau neuen Boden und Schutt ablädt. Boden, der den Abfall in Plütscheid noch tiefer unter sich begraben soll. Hintergrund Auf der Zentralen Hausmülldeponie in Plütscheid arbeiten derzeit vier Mitarbeiter, die sich nicht nur mit der Rekultivierung des abgelagerten Abfalls beschäftigen: Weiterhin werden auf der Deponie Haus- und Sperrmüll aus Privathaushalten und nicht verwertbare Baustellenabfälle angenommen sowie Holz, Papier und Pappe, Kunststoffe, Metalle, Altreifen, Schaumdosen, Autobatterien und Elektroschrott. Geöffnet ist von montags bis freitags von 9.30 bis 17.30 Uhr, samstags alle 14 Tage von 10 bis 10 Uhr. Weitere Infos gibt es unter Telefon 06554/396. (neb)

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