Nimshuscheid. Dass Marlis Trappen eines Tages ein für Frauen eher unübliches Amt bekleiden und auch gut ausfüllen würde, war im Prinzip schon vor 20 Jahren klar. Mit Anfang 40 las ihr das ein Hellseher aus der Hand. Heute ist Marlis Trappen 63 Jahre alt und seit zwölf Jahren Bürgermeisterin von Nimshuscheid.
Vor 17 Jahren wurde sie in den Gemeinderat gewählt. Ihr Vorgänger Klaus Schneider hatte sie dazu ermuntert. Von einer Frau erhoffte er sich neue Impulse. Als Schneider nicht mehr als Bürgermeister kandidierte, wollte keiner seine Nachfolge antreten. "Dann probiere ich es halt", sagte Marlis Trappen spontan. Ihr Mann und ihre vier Kinder fanden die Idee gut. Die Gemeinderatsmitglieder auch - und so wurde sie Bürgermeisterin. Schon ihre Mutter sei eine Frau gewesen, die sich für vieles interessiert habe, auch für Politik, erzählt sie. Und ihr Großvater sei ein aufgeschlossener Mann gewesen. Diese Eigenschaften scheinen sich in Marlis Trappen zu vereinen. "Man muss sich allem stellen und sich für vieles interessieren", sagt sie. Sie sei kein Parteienmensch. Listen gibt es im Rat nicht. "Wenn ich weiß, dass ich die Mehrheit der Leute hinter mir habe, dann kann ich ein Projekt umsetzen", erklärt sie.
Anfangs gab es auch Skeptiker. Da wurde sie auch mal auf die Probe gestellt. "Man sollte eine gewisse Portion an Humor mitbringen und darf nicht kleinlich sein", sagt sie. "Jeder denkt ja, er habe recht. Da muss man abwägen, was vernünftig und was übertriebener Aktionismus ist", sagt sie. Die Dorf-Chefin sieht sich eher als Vermittlerin. "Doch manchmal muss man auch mal konsequent sein und sich Respekt verschaffen." Die acht Mitglieder im Rat sind alle männlich und jünger als Marlis Trappen. Auch ihr Sohn ist darunter. Nicht immer ist alles rosarot im Leben einer Bürgermeisterin, aber da ist die Rentnerin pragmatisch: "Man muss auch mit den unangenehmen Sachen leben. Man darf sie nur nicht zu nahe an sich rankommen lassen." Doch im Dorf herrsche "ein ganz gutes Miteinander".
Das Schöne an ihrem Posten sei für sie der Umgang mit den Menschen, und dass sie etwas für das Dorf bewegen könne. Doch für die Erfüllung der Wünsche ist der finanzielle Spielraum eng gesetzt. "Es ist mir eine innere Freude, wenn ich sehe, dass das Dorf bestehen bleibt und auch die jungen Familien das Dorfleben weiter pflegen möchten." Gelegenheit dazu haben die Bewohner jedes Jahr am Aktionstag. Beim letzten Mal wurde die Kapelle gestrichen. In den vergangenen zwölf Jahren hat sich Nimshuscheid entwickelt. So wurden die Ortsstraßen und die Sanitäranlagen im Gemeindehaus erneuert, eine Buswartehalle gebaut, der Dorfeingang gestaltet, Wirtschaftswege und Kinderspielplatz auf Vordermann gebracht und die Friedhofskapelle renoviert. Auch für die Zukunft gibt es Pläne. Doch zuerst müsse man sich an der Erweiterung der Kindertagesstätte in Lasel, die die Nimshuscheider Kinder besuchen, mit weit mehr als 50 000 Euro beteiligen. Marlis Trappens großer Wunsch, Küche und Boden des Gemeindehauses zu renovieren, muss also noch auf seine Erfüllung warten. Ebenso die Neugestaltung der Grabwege auf dem Friedhof.
Vor zwei Jahren wollte Marlis Trappen ihr Amt aus gesundheitlichen Gründen niederlegen. Dann ging es ihr wieder besser, und der Gemeinderat unterstützte ihre erneute Kandidatur. Trotzdem will sie in drei Jahren nicht wieder antreten, sondern stattdessen ihr Amt in jüngere Hände abgeben. Dann hätte sie auch wieder etwas mehr Zeit für ihre Hobbys. Neben der Gartenarbeit liebt sie es, in Buchhandlungen zu stöbern. sn
Nimshuscheid hat rund 330 Einwohner. Es gibt eine Gastwirtschaft und einige selbstständige Unternehmer im Dorf. Für Neuansiedlungen stehen private wie gemeindliche Baustellen bereit. Sportgemeinschaft, Freiwillige Feuerwehr, Frauengemeinschaft, Seniorengruppe, Tischtennisverein, Frauengymnastikgruppe und Jugendverein bereichern das Vereinsleben. Der Jugendverein spendet jährlich einen Betrag aus seinen Einnahmen der Beachparty für ein Dorfprojekt. Unter anderem gab er Geld für den Spielplatz, die Buswartehalle und die Friedhofshalle. sn