"Ein Schlag ins Gesicht"

Wurde da mit zweierlei Maß gemessen? Der Kreis-Jugendhilfeausschuss hat vor kurzem beschlossen, die Stadt Prüm mit Mitteln aus dem Sportstätten-Förderprogramm "Goldener Plan" beim Umbau der Sportanlage "In der Dell" zu unterstützen (der TV berichtet). Eine Entscheidung, die in Speicher Unverständnis hervorruft: Man warte schon viel länger auf Fördermittel für einen Kunstrasenplatz als Prüm.

Speicher. Wilhelm Steinbach ist erzürnt. "Dieser Beschluss ist ein Schlag ins offene Gesicht zahlreicher Kommunen und anderer Vereine im Eifelkreis", schimpft der zweite Vorsitzende des "Fördervereins Kunstrasensportplatz Speicher". Seit mehreren Jahren versuchen er und seine Mitstreiter des Sport- und Fördervereins Speicher, genügend Geld zusammenzubekommen für den Umbau der Speicherer Sportanlage, aus deren Hart- ein Kunstrasenplatz werden soll. Was Steinbach so aufregt, ist die Entscheidung des Jugendhilfeausschusses des Kreises, im nächsten Jahr die Prümer Sportanlage "In der Dell" mit Mitteln aus dem Sportstätten-Förderprogramm "Goldener Plan" (siehe Extra) zu unterstützen. Grundlage für diesen Beschluss war die Prioritätenliste, die der Sportstättenbeirat des Eifelkreises im Mai aufgestellt hatte. Nach dieser Liste steht die Prümer Sportanlage auf Platz eins der förderungswürdigen Projekte. "Von heute auf morgen", kritisiert Steinbach und betont, dass der Umbau des Prümer Hart- in einen Kunstrasenplatz bislang nicht auf der Liste gestanden hat. "Andere Ortsgemeinden innerhalb des Eifelkreises warten seit Jahren auf eine Förderung, stellen sich jedoch wegen der geführten Prioritätenliste ordnungsgemäß hinten an", kritisiert Steinbach.

Die Karten werden immer neu gemischt



Seit 2007 sei der Sportplatz des SV Speicher auf der Prioritätenliste des Kreises geführt. Das allerdings, betont der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, Michael Billen, sei keine Garantie, in der Prioritätenliste auch weiter vorne zu landen. "Die Karten werden jedes Jahr neu gemischt", erklärt Billen. Prüm habe in diesem Jahr den Zuschlag für die 40-prozentige Förderung bekommen, weil die Sportanlage von zahlreichen Schulen und Vereinen genutzt werde, der Hartplatz aber in einem maroden Zustand sei. "Der ist schlechter als der Platz in Speicher", sagt Billen. Speicher werde nach der jetzigen Lage der Dinge im nächsten Jahr oben stehen. Eine Aussicht, die Wilhelm Steinbach nicht tröstet: "Ich vermute, dass die Mittel des ,Goldenen Plans' angesichts der Wirtschaftskrise künftig weitaus dünner ausfallen werden."

Doch vielleicht kommt es ja auch anders: Während Billen erklärt, dass Voraussetzung für eine Förderung aus dem "Goldenen Plan" sei, dass die restliche Finanzierung für die Maßnahme gesichert sein muss, räumt die Prümer Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy auf TV-Nachfrage ein, dass die Finanzierung für den Umbau der Prümer Sportanlage "noch nicht 100-prozentig" stehe: "Die Verwaltung ist gerade dabei zu klären, ob wir noch weitere Fördermittel bekommen können." Eine Tatsache, die Wilhelm Steinbach aus Speicher weiter verärgert: "Ich frage mich, wie man im Jugendhilfeausschuss so einen Beschluss fassen kann, wenn die in Prüm ihre Hausaufgaben noch gar nicht gemacht haben", sagt er. In Speicher sei die Finanzierung, auch dank des ehrenamtlichen Engagements des Fördervereins, längst festgezurrt - und vielleicht bekommt die Sportanlage dann vielleicht doch schon in diesem Jahr die Förder-Zusage - dann nämlich, wenn es in Prüm nicht gelingen sollte, die Finanzierung auf die Beine zu stellen.

Meinung

Fader Beigeschmack

Keine Frage, sowohl in Prüm als auch in Speicher wird ein neuer Kunstrasenplatz dringend benötigt. Und es gibt für beide Projekte gute Gründe, auf Platz eins der Prioritätenliste und damit in den Genuss der Förderung aus dem "Goldenen Plan" zu kommen. Insofern ist die Entscheidung des Jugendhilfeausschusses sicherlich vertretbar. Einen faden Beigeschmack hat sie allerdings schon: Wenn einerseits der Vorsitzende des Ausschusses sagt, die Finanzierung für die Maßnahme müsse stehen, sie aber in Prüm nach Aussage der Stadtbürgermeisterin keineswegs steht, dann ist da irgendetwas faul. Wenn es Richtlinien für die Festlegung der Rangfolge der förderungswürdigen Projekte gibt, dann müssen diese auch für alle gelten. Der Ärger in Speicher ist daher durchaus verständlich. n.ebner@volksfreund.deHintergrund Der "Goldene Plan": Mit dem Sportstätten-Förderprogramm "Goldener Plan" werden vom Land Baumaßnahmen an Sportanlagen gefördert, deren Kosten 50 000 Euro übersteigen. Vereine und Kommunen können dem Sportstättenbeirat ihres Kreises Projekte anmelden, diese werden dann nach einer Begutachtung in eine Prioritätenliste aufgenommen, deren Reihenfolge jährlich neu festgelegt wird. Der Jugendhilfe-Ausschuss entscheidet dann anhand der Liste, welches Projekt gefördert wird. Je nach Kosten der in der Liste festgelegten Maßnahmen kommen ein bis drei Projekte pro Kreis in die Förderung. Es wird in der Regel ein 40-prozentiger Zuschuss zu den förderungswürdigen Kosten gewährt. (neb)

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