Ein Traditionsbetrieb ist in Gefahr

Prüm · Der Name Anders steht für mehr als 100 Jahre Drucker-Tradition in der Abteistadt. Nun ist die Zukunft des Betriebs im Niederprümer Gewerbegebiet auf Rietzfeld in Gefahr: Manfred Anders hat beim Amtsgericht Bitburg den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.

 Sorgt sich um seinen Betrieb: Manfred Anders (rechts), hier mit Mitarbeiter Harald Pütz bei der Arbeit an der Falzmaschine. TV-Fotos (2): Fritz-Peter Linden

Sorgt sich um seinen Betrieb: Manfred Anders (rechts), hier mit Mitarbeiter Harald Pütz bei der Arbeit an der Falzmaschine. TV-Fotos (2): Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Prüm. Die Druckerei Anders: Ein Unternehmen, das viele sich aus der Abteistadt gar nicht wegdenken können - und nicht wollen. Die Gefahr aber droht nun: Manfred Anders hat beim Amtsgericht in Bitburg den Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.
Es trifft ein echtes Prümer Traditionsunternehmen: Schon Anders' Urgroßvater war Drucker, seit mehr als 100 Jahren betreibt die Familie das Handwerk in der Abteistadt.
Derzeit hat die Druckerei 17 Mitarbeiter. Und denen gegenüber, sagt Manfred Anders zum TV, fühle er sich verpflichtet - deshalb der schwere Schritt zum Amtsgericht.
Dabei sei die Auftragslage aktuell gut - auch das vergangene Jahr lief erfreulich: "Wir hatten ein Superergebnis", sagt der 57-Jährige. Aber nach zunächst gutem Start ins neue Jahr kam ein heftiger Einbruch - zwei große Kunden seien in die Pleite gerutscht, ein weiterer, wichtiger Auftrag verloren gegangen. Anders spricht von Umsatzeinbußen, die "absolut nicht vorhersehbar" gewesen seien.
Arbeit geht weiter


Im Jahr 2000 war das Unternehmen umgezogen, vom Gerberweg in der Innenstadt ins Niederprümer Gewerbegebiet: Anders investierte kräftig, modernisierte und richtete den Betrieb damals neu aus - nur 30 Prozent seiner Umsätze macht er heute noch in der Eifel, wie er sagt. Alles andere ist überregional, auch aus den Nachbarländern kommen Aufträge, zu seinen Kunden zählt unter anderem auch der Deutsche Sportbund in Berlin.
Zunächst geht die Arbeit in Niederprüm weiter: Das Amtsgericht hat die Dauner Rechtsanwältin Katrin Himmes zur vorläufigen Insolvenzverwalterin bestellt, die am Dienstag bereits zu einem ersten Gespräch in Niederprüm war. Sie bestätigt gegenüber dem TV, dass der Betrieb vorerst weiterlaufen werde.
Die Mitarbeiter werden in dieser Zeit aus der Insolvenzkasse entlohnt, in die alle Unternehmer einzahlen. Weitere Auskünfte will die Anwältin zunächst nicht geben, sie bittet um Verständnis: Am Dienstag will sie erst in einer Betriebsversammlung mit den Mitarbeitern sprechen und gemeinsam mit ihnen erörtern, wie es weitergehen könne.
Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy zeigt sich erschüttert angesichts der Nachricht: "Das ist schlimm. Ich hoffe sehr, dass der Betrieb aufgefangen werden kann." Auch Stadt und Verbandsgemeinde sind Kunden - Anders druckt zum Beispiel jedes Jahr den Katalog für die Ausstellung der Europäischen Künstlervereinigung, die Broschüren der Kommunen und vieles mehr.
Die Zusammenarbeit, sagt die Bürgermeisterin, "war immer sehr gut", das Unternehmen habe hervorragende Mitarbeiter - Beratung, Qualität, alles stets bestens. Auch im Stadtrat - Manfred Anders war 15 Jahre lang Mitglied, davon fünf als Beigeordneter für die FWG-Liste Kleis - habe man immer vertrauensvoll kooperiert.
Die Branche hat es nicht leicht: Billiganbieter überall, und insgesamt, sagt Manfred Anders, "wird nicht mehr so viel gedruckt, weil Informationen aus dem Netz gezogen werden. Die Druckbranche hat in den vergangenen zehn Jahren 50 Prozent ihrer Betriebe verloren. Wir sind deutschlandweit von etwa 16 000 auf 8500 gefallen".Meinung

 Ob Buch, Broschüre oder anderes Produkt: Im Prümer Land dürfte es nicht allzu viele Bürger geben, die kein Erzeugnis der Druckerei Anders im Regal stehen haben.

Ob Buch, Broschüre oder anderes Produkt: Im Prümer Land dürfte es nicht allzu viele Bürger geben, die kein Erzeugnis der Druckerei Anders im Regal stehen haben.

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Unabsehbar
Die drohende Havarie des Prümer Traditionsunternehmens zeigt: Man kann alles richtig machen - und trotzdem reicht das manchmal nicht. Manfred Anders hat sein Unternehmen vor fast 20 Jahren so ausgerichtet, dass er in einem immer schwierigeren Markt bestehen und sogar wachsen konnte. Und blieb trotzdem der Region verbunden, aus der immer noch viele Kunden ihre Drucksachen in Niederprüm erledigen lassen. Aber dann kracht es an zwei, drei Stellen und man steht vor dem Nichts. So schnell geht das. Anders hat gehandelt und den Insolvenzantrag gestellt. Jetzt sitzt man da und hofft, dass es irgendwie weitergeht. Alles andere wäre eine sehr schlechte Nachricht - nicht nur für Prüm. f.linden@volksfreund.de

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