Explosive Gefahr unter der Dorfstraße

Brandscheid · Kein Ausbau wie jeder andere: Die Landesstraße 12 in Brandscheid soll in diesem Jahr erneuert werden. Doch laut Zeitzeugenhinweisen könnte unter der Straße in verschütteten Bombentrichtern noch Munition aus dem Zweiten Weltkrieg liegen. Deshalb wird der Kampfmittelräumdienst das Gelände zuvor untersuchen.

 Unter der maroden L 12 könnten sich noch gefährliche Überbleibsel des Zweiten Weltkriegs verbergen. TV-Foto: Christian Brunker

Unter der maroden L 12 könnten sich noch gefährliche Überbleibsel des Zweiten Weltkriegs verbergen. TV-Foto: Christian Brunker

Brandscheid. "Verdun der Eifel": So wurde Brandscheid am Ende des Zweiten Weltkriegs genannt - nach heftigen Kämpfen stand kaum noch ein Haus in der Schneifelgemeinde. Doch der Ort wurde nicht erst während der Ardennenoffensive zerstört, sondern bereits bei den Kämpfen im September 1944, als die alliierten Truppen nach dem Sieg in Frankreich bis zum Westwall vorstießen, berichtet Walter Ewertz, Autor des Buches "Gefechtsfeld Westeifel" (siehe Interview).
Folgen bis heute spürbar


Die Folgen sind noch bis heute spürbar. Jüngstes Beispiel: Der Landesbetrieb Mobilität plant, die L 12 im Ort auszubauen. Doch vor den Baggern kommen die Männer vom Kampfmittelräumdienst (KMRD). Sie sollen das Gelände untersuchen und sicherstellen, dass dort keine explosiven Gegenstände mehr in der Erde schlummern und die Bauarbeiter gefährden.
"In Brandscheid oder Bleialf muss man generell mit Kampfstoffen rechnen", sagt Norbert Kessler vom Landesbetrieb Mobilität. Deshalb wird die Ortsdurchfahrt am Dienstag, 12. März, von 8 bis 18 Uhr für den Verkehr komplett gesperrt. "Es gibt Hinweise von Zeitzeugen, die von Bombentrichtern dort berichten", sagt Miriam Lange, Pressesprecherin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier. In solchen Löchern wurden nach dem Krieg oftmals übrig gebliebene Munition, Blindgänger und sonstiges Kriegsgerät geworfen. Anschließend wurde alles zugeschüttet. Weil aber niemand genau sagen kann, ob und wo gefährliche Kriegsreste vergraben sind, wird der Kampfmittelräumdienst das Gelände untersuchen. "Die Aussagen widersprechen sich auch in Teilen", sagt Lange.
Die Untersuchungen sind allerdings kein leichtes Unterfangen, denn noch ist die Asphaltdecke auf der Straße. Aber mit einer speziellen Ortungsmethode sollen dennoch Metallgegenstände im Erdreich aufgespürt werden, sagt Lange. Geplant ist, die L 12 auf einer Länge von knapp einem Kilometer zwischen den Ortseingängen nach Bleialf und Pronsfeld auszubauen, samt Bordsteinen und Rinne.
Im Zuge der Arbeiten werden auch die Einmündungen der L 20 in Richtung Ormont/Schwarzer Mann sowie der Kreisstraße 109 in Richtung Brandscheiderhof erneuert. Dabei wird das beschädigte und lärmintensive Pflaster durch eine Asphaltdecke ersetzt, sagt Kessler. Gleichzeitig werden die Kommunalen Netze und die Prümer VG-Werke ihre Leitungen erneuern.
Insgesamt schätzt der LBM die Kosten auf 1,3 Millionen Euro. Wegen der umfangreichen Arbeiten muss die Straße jeweils voll gesperrt werden, geplant sind vier Bauabschnitte. Rund 17 Monate werden die Arbeiten dauern. Je nach Auslastung der Baufirma soll im Frühjahr begonnen werden.

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