Frau Caballés Kleid und die fehlenden Notenständer

ECHTERNACH. (utz) Wenn sie mit der Arbeit fertig sind, fängt die Musik an. Und wenn der letzte Ton verklungen ist, stehen sie schon wieder in den Startlöchern. Die Rede ist von den Helfern, die hinter den Kulissen des Echternacher Festivals dafür sorgen, dass alles glatt läuft.

"Elfriede, wo ist mein Platz?" Der Herr im hellen Anzug schlängelt sich, wechselweise auf seine Eintrittskarte und die Nummern an den Stuhllehnen blickend, durch die Reihe in der Ecternacher Basilika, eine Dame im Abendkleid im Schlepptau. "Da ist ja A 23", ist der Mann erleichtert - wäre da nicht junge Dame, die bereits genau dort sitzt. Des Rätsels Lösung ist schnell gefunden - die junge Frau sitzt richtig, nämlich A 23, droite - rechts - während das Paar nach links gehört - A 23, gauche. Nur, wo ist das genau? Leon Michels, der das Verwirrsüpiel aus den Augenwinkeln beobachtet hat, eilt herbei. Ein Blick auf die Karte, drei freundliche Worte, und der Konzertabend beginnt für das Paar ein entspannter zu werden. Nicht für Leon Michels und seine etwa 20 Mitstreiter. Denn die Freiwilligen aus Echternach sorgen nicht nur dafür, dass vor dem Konzert alles stimmt, sondern auch dafür, dass die Basilika nach dem Musikabend wieder so aussieht wie vorher. Vorher - das bedeutet vor 18 Uhr. Denn da die Solistes Européens aus Luxemburg, der Philharmonische Chor aus Bratislava und die vier Solisten vor dem Konzert noch in Ruhe für die Aufführung von Beethovens Neunter üben wollen, müssen die Helfer schon früher da sein, die etwa 300 Stühle aus dem Nebenraum der Basilika aufstellen, Zettel an die Stuhlreihen kleben, Teppiche auf den Boden legen, die Banner des Festivals aufhängen, Stühle für die Musiker aufstellen. Leon Michels ist der "Chef" - aber er hört es nicht gerne. Und man merkt es kaum, denn alles läuft wie am Schnürchen - meist ohne Worte. Schon seit etwa 25 Jahren sind einige der Helfer dabei - das Festival wurde 1975 aus der Taufe gehoben - und haben dabei so manche Schwierigkeit bewältigt. Heute fehlen zum Beispiel die Notenständer - "ein Missverständnis", sagt Michels. Aus irgendwelchen Depots beschaffen die Helfer schnell das Benötigte - eine ihrer leichtesten Aufgaben. Schwieriger war es da schon, der spanischen Sängerin Montserrat Caballé in drei Stunden ein passendes Kleid zu besorgen - ihre Koffer waren nicht am Flughafen angekommen. Notdürftig wurde aus drei Röcken ein Kleid gezaubert, das die Künstlerin tatsächlich und offenbar mit Freude trug. Solche und andere Anekdoten erzählt Georges Calteux gerne. Er gehört wie Michels dem Komitee des Festivals an - was ihn nicht daran hindert, mit anzupacken. Und das Anpacken ist mit dem Aufbau nicht erledigt. Denn Karten kontrollieren, Plätze einweisen, die Künstler betreuen, während des Konzerts Noten umblättern und nach dem Konzert wieder aufräumen gehört auch zu den Aufgaben der Helfer. "Ohne unsere Freiwilligen würde es nicht gehen", sagt die Verwaltungschefin Mariette Scholtes, die zudem den dadurch bewahrten familiären Charakter des Festivals schätzt. Was das Helfer-Team zusammenhält, ist Freundschaft und die Freude an der Musik. "Wir dürfen umsonst in die Konzerte - das ist Lohn genug", sagt eine Helferin.

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