Herbergssuche im Internet

RITTERSDORF. Leere Kirchen sind an Heiligabend vielerorts ein Fremdwort - erst recht bei der Jugendchristmette um Mitternacht. In der Kirche in Rittersdorf versammelten sich in diesem Jahr etwa 500 Besucher, um die Geburt Jesu zu feiern.

Schon 45 Minuten vor Beginn der Christmette sind die Bankreihen in der Rittersdorfer Kirche besetzt. Wer jetzt erst kommt, muss sich mit einem Stehplatz im hinteren Teil der Kirche abfinden. Durch die Lautsprecher an der Kirchendecke erklingt derweil Weihnachtspop, um den Besuchern das Warten auf den Beginn der Mette zu versüßen. "Last Christmas", "Driving home for Christmas" - alles, was irgendwie mit Weihnachten zu tun hat.Im Altarraum steht ein riesiger Tannenbaum, dekoriert mit vielen kleinen Lämpchen und Strohschmuck. Davor die Krippe: Ochs und Esel stehen im Stall, betrachten das Jesus-Kind genau so neugierig wie Maria und Josef. Die Kirchenwände sind angestrahlt von orangen und gelben Lampen. Gemeinsam mit dem Grün der vielen Tannenzweige schaffen sie eine behagliche Atmosphäre.Als die Mette um Punkt Mitternacht schließlich beginnt, ist selbst im Stehplatz-Bereich der Kampf um die letzten Quadratmeter ausgebrochen. Nicht alle Besucher finden einen Platz - sie verfolgen die Mette von draußen durch die Kirchentür. Das Internet haben die Mitglieder des Jugendliturgiekreis St. Peter als Thema für die Mette ausgewählt. "Unser Ziel ist es, die Weihnachtsbotschaft mit einem aktuellen Thema zu verbinden", sagt Jugendpfarrer Herbert Lucas. "Und da die heutige Generation oft stundenlang am Computer hängt und im Internet surft, hat sich dieses Thema hervorragend angeboten." Auf den Stufen des Altarraums ist die passende Dekoration aufgebaut: ein halbes Dutzend ausgemusterter Computer, Tastaturen und Mäuse.Auch inhaltlich hat die Mette fast nur mit Computer zu tun: Alle Figuren aus dem Weihnachtsevangelium surfen im Internet - mit mehr oder weniger großem Erfolg. So landen Maria und Josef bei ihrer Herbergssuche über "Google" beim Dorint-Hotel Biersdorf und beim Bitburger Eifelstern. Die Könige suchen ihr Geschenk auch über Internet-Suchmaschine. Doch unter dem Stichwort "Glanz" wird ihnen statt Gold eine Packung Meister Propper angezeigt. Und die Suche nach Jesus bleibt erst einmal erfolglos: Unter dem Buchstaben J lassen sich lediglich Joachim Streit, Johannes Rau und Joschka Fischer finden. Sogar das Weihnachtsevangelium wird erzählt von einer Computerstimme.Zur Auflockerung trägt auch die Musik der "X-Mas-Band" bei. Jedes Jahr zur Jugendchristmette versammeln sich die Musiker mehrerer Bands aus der Region. Sie rocken Hits wie "Ab in den Süden", "Mensch" und "Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann".Zum Schluss der Mette verteilt Herbert Lucas, dessen achtjährige Tätigkeit als Jugendpfarrer im kommenden Jahr endet (siehe Interview) , die alten Computer und Tastaturen an die Besucher. Es ist schließlich Heiligabend - Zeit für die Bescherung.

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