"Karneval ist kein Schalter zur guten Laune"

Bitburg/Biersdorf · Karneval bedeutet für die meisten Menschen Frohsinn und gute Laune. Aber es ist noch mehr: nämlich Brauchtum und Tradition. Die Funktionäre der Rheinischen Karnevals-Korporationen wollen dies bewahren und unterstützen die Vereine vor Ort. Der Vizepräsident ist Hans Mayer und kommt aus Biersdorf bei Bitburg.

 Das ganze Jahr über Karnevalist: Hans Mayer. TV-Foto: Nora John

Das ganze Jahr über Karnevalist: Hans Mayer. TV-Foto: Nora John

Bitburg/Biersdorf. In diesen Tagen hat Hans Mayer viele Termine. Ein Meeting hier, eine Karnevalssitzung dort. Denn Mayer ist Vizepräsident der Rheinischen Karnevals Korporationen (RKK), einem Verband der Karnevalsvereine. Dass er mal zu den obersten Narren im Land gehört, war lange nicht absehbar. Denn obwohl sein Vater ein gebürtiger Kölner ist, hatte Mayer bis vor wenigen Jahren nicht viel mit der Fastnacht zu tun. Start bei den Seepferdchen

Erst 2007 trat er in den Karnevalsverein Seepferdchen seines Heimatorts Biersdorf ein. Und dann ging alles ziemlich schnell. Erst Karnevalsprinz, bald darauf der Prinz im ersten Dreigestirn des Vereins. Im Rückblick eine besonders schöne Zeit. "Das waren Typen, die haben sich verstanden", sagt Mayer.Im selben Jahr wurde der Wunsch an Mayer herangetragen, sich über Biersdorf hinaus als Funktionär zu betätigen. Er übernahm das Amt des Bezirksvorsitzenden des RKK für den Eifelkreis Bitburg-Prüm, wenig später wurde er Pressesprecher. 2010 übernahm er das Amt des Vizepräsidenten.Eine Aufgabe, die viel Zeit in Anspruch nimmt. Nicht nur in der Hochphase der Session. "Wir haben das ganze Jahr zu tun", sagt Mayer. Denn die Aufgaben des Verbandes sind vielfältig. "Brauchtum und Tradition bewahren, Gegenwart gestalten, damit wir die Zukunft sichern", sagt Mayer über die Ziele des Verbands. Praktisch geht es dabei um konkrete Hilfe für die 1300 angeschlossenen Vereine, damit diese ihre Veranstaltungen beibehalten können. Zum Beispiel hat sich der Verband gegen zu hohe Gema-Gebühren eingesetzt.Damit eine Kappensitzung auch eine Kappensitzung bleibt, gibt es Schulungen für die Akteure. Sowohl für die Büttenreden und Rhetorik gibt es Seminare wie auch für Sitzungspräsidenten. Bei rechtlichen Fragen oder Schadensfällen bekommen die Vereine ebenfalls Hilfe. Wie Mayer sagt, zahlt sich eine Mitgliedschaft auch in barer Münze aus, denn eine Haftpflichtversicherung ist beispielsweise so deutlich günstiger.Neben der Fastnacht kümmert sich der Verband auch um Meisterschaften der Gardetänzerinnen, der Männerballetts und der Showtanzgruppen.Für Mayer gilt an Aschermittwoch: "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel." Er bleibt Karnevalist das ganze Jahr über: "Für mich ist Karneval kein Kippschalter zur guten Laune."Feiert auch Ihr Verein in nächster Zeit ein Jubiläum (25, 50, 75 oder 100 Jahre)? Oder planen Sie originelle Aktivitäten mit Ihrem Verein, die an dieser Stelle vorgestellt werden können? Dann mailen Sie uns an eifel@volksfreund.deExtra

…Hans Mayer. Wo liegen die Unterschiede zwischen den großen Kappensitzungen in Köln oder Mainz und den vielen in kleineren Städten und Dörfern? Hans Mayer: In den größeren Orten ist der Karneval kommerzieller. Es werden Akteure für eine Kappensitzung eingekauft und bezahlt. Es wird gefordert, dass alles auf einem sehr hohen Niveau ist. In kleineren Orten ist alles selbst gemacht. Und es geht mehr um das Dorfgeschehen. Was gehört alles zu einer guten Kappensitzung? Mayer: Eine gute Kappensitzung hat eine gelungene Mixtur aus Gardetänzen, Showtänzen und Büttenreden, und sie dient zur Identifikation mit dem Dorf. Wie feiern Sie privat Karneval? Mayer: Wir fahren am Fastnachtsdienstag als Piratengruppe verkleidet nach Köln. Das ist der einzige Tag, an dem ich selbst feiern kann. noj Extra

An Karneval kann man sich verkleiden, und alle Menschen sind besonders lustig. Da gibt es Straßenumzüge und Kappensitzungen, bei denen getanzt wird. Und in denen Menschen lustige Sachen erzählen. Das macht alles richtig viel Spaß. Aber von ganz alleine kommen solche Veranstaltungen nicht zustande. Da müssen viele Leute vorher viel planen und vorbereiten. Sie müssen schauen, in welchem Saal gefeiert wird, wer eine Büttenrede hält oder wer die Gardemädchen trainiert, dass die auch richtig schön tanzen können. Und die Straßen müssen gesperrt werden für den Fastnachtsumzug. Um all diese Sachen kümmern sich die Karnevalsvereine. Und damit die es etwas leichter haben, gibt es einen großen Verband für die Vereine. Dort gibt es Menschen, die sich mit vielen Dingen auskennen und den Vereinen helfen. noj

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