Kaum Frauen in der ersten Reihe - Gleichstellungsbeauftragte bemängelt Männerüberschuss in der Kommunalpolitik

Bitburg-Prüm · Seit Jahren arbeitet die Gleichstellungsbeauftragte des Eifelkreises unter anderem daran, mehr Frauen für die Kommunalpolitik zu gewinnen. Zwar hat sich der Anteil der Frauen gegenüber 2009 leicht erhöht, von einer Gleichberechtigung ist man im Eifelkreis aber noch weit entfernt.

Bitburg-Prüm. Wer schon mal an Ratssitzungen teilgenommen hat, kann vermutlich nachvollziehen, warum Frauen wenig Spaß in kommunalen Räten haben. Es sei denn, man verfügt als Frau über ein gesundes Maß an Gelassenheit oder aber zumindest über eine ausgeprägte Schwäche für Altherrenwitze - egal wie schlecht sie sind.
Denn in den Gemeinde- und auch Verbandsgemeinderäten des Eifelkreises sind Frauen in der Regel völlig unterrepräsentiert bis gar nicht vorhanden. Und das macht es den wenigen Vertreterinnen des Geschlechts nicht unbedingt leichter.
So wurden beispielsweise bei der Kommunalwahl 2009 von den 188 Sitzen der sieben Eifelkreis-Verbandsgemeinden lediglich 25 mit Frauen besetzt, was einer Quote von rund 13 Prozent entspricht. Das geht aus den Zahlen hervor, die Marita Singh zusammengetragen hat. Sie ist eine dieser 25 Frauen und darüber hinaus auch Gleichstellungsbeauftragte des Eifelkreises. Als solche bemüht sich Singh unter anderem darum, mehr Frauen für die Kommunalpolitik zu gewinnen.
Projekt soll Frauen locken


Und mit dem kreis- und parteiübergreifenden Projekt "Mit Mentoring vor Ort - Mehr Frauen in die Kommunalpolitik" ist ihr das auch ein Stück weit gelungen. Bei dieser Projektphase, die Ende 2013 zu Ende ging, wurden politisch interessierte Frauen von (überwiegend weiblichen) Mentoren für den Einstieg in die Kommunalpolitik vorbereitet. Sie haben dabei beispielsweise gelernt, wie man in Sitzungen rhetorisch überzeugen kann, oder aber wie man einen Bebauungsplan liest.
Neun Frauen aus dem Eifelkreis haben laut Singh an dem Projekt teilgenommen. "Und bis auf eine, die erkrankt ist, sind an und für sich auch alle auf Listen vertreten", erklärt sie. Die Teilnehmerinnen stehen damit am 25. Mai zur Verfügung. Wenn es darum geht, neue Mitglieder für die Gemeinde-, Verbandsgemeinde-, Stadträte oder aber den Kreistag zu wählen.
Im Kreistag wurden bei der Wahl 2009 zehn der insgesamt 42 Plätze an Frauen vergeben. Und mittlerweile haben alle politischen Gruppierungen ihre Listen für den neuen Kreistag erstellt.Linke mit höchstem Frauenanteil


Was die Frauenquote betrifft, so sind die Linken an einer gerechten Verteilung schon recht nah dran. Zwar haben die Kreis-Linken nur 14 Kandidaten für die insgesamt 42 Plätze zusammenbekommen. Dafür aber sind darunter sechs Frauen, was einer Quote von 42,8 Prozent entspricht (2009: ebenfalls 42,8 Prozent). Auf Platz zwei stehen die Grünen mit einem Frauenanteil von 38,2 Prozent (2009: 36,8 Prozent), gefolgt von der SPD mit 28,6 Prozent (2009: 16,6 Prozent). Auf Platz vier stehen die Freien Wähler mit 26,2 Prozent (2009: 21,4 Prozent), und Schlusslicht sind mit jeweils zehn Frauen und damit 23,8 Prozent die CDU (2009: 21,4 Prozent) und die FDP (2009: 28,6 Prozent).
Die FDP ist übrigens die einzige der sechs Gruppen, bei der sich der Listenanteil der Frauen gegenüber 2009 sogar verringert hat. Was allerdings auch damit zusammenhängt, dass der Eifelkreis nicht gerade eine Hochburg der Liberalen ist und die Kandidaten deshalb mühsam zusammengesucht werden müssen.
Entscheidend für den Erfolg der Frauen ist nicht nur die Quote, sondern auch der Listenplatz. Und hier zeigt sich, dass die politischen Gruppen einer gerechten Verteilung der Geschlechter auf den vordersten und damit aussichtsreichsten Listenplätzen eine unterschiedlich hohe Bedeutung beimessen.
Denn während beispielsweise die SPD als einzige Partei eine Frau an erster Stelle nominiert hat und zudem alle zwölf Frauen der Liste streng nach dem Reißverschlussprinzip (Frau, Mann, Frau...) auf den Plätzen 1 bis 23 verteilt hat, finden sich bei der CDU nur zwei Frauen unter den ersten zehn Plätzen. Und bei der FWG gibt es in den Top Ten sogar nur eine Kandidatin. Insgesamt also im Sinne der Gleichberechtigung noch viel Luft noch oben. Und für die Gleichstellungsbeauftragte Marita Singh noch viel Arbeit.

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