"Kirchturmdenken nicht akzeptabel": Kreisfeuerwehrinspekteur Jürgen Larisch, im Volksfreund-Interview

Bitburg/Prüm · Im Volksfreund-Interview wirft Jürgen Larisch, Kreisfeuerwehrinspekteur des Eifelkreises Bitburg-Prüm, einen Blick zurück auf sein erstes Jahr im neuen Amt und einen Blick nach vorne auf die Zukunft der Wehren.

Nach internen Querelen und zwei gescheiterten Versuchen, einen neuen Kreisfeuerwehrinspekteur zu finden, fiel die Wahl im Januar 2013 schließlich auf den 54-jährigen Jürgen Larisch aus Speicher. Am Montagabend wird er während einer Pressekonferenz über die aktuelle Situation des Brand- und Katastrophenschutzes im Eifelkreis Bitburg-Prüm berichten. Vorab sprach Larisch mit unserem Mitarbeiter Uwe Hentschel.

Seit Anfang 2013 sind Sie Kreisfeuerwehrinspekteur (KFI) des Eifelkreises. Was hat Sie zu diesem Amt bewogen?
Jürgen Larisch: Seit langen Jahren bin ich mit Freude in der Feuerwehr in verschiedenen Funktionen tätig. Für mich war Willi Schlöder der geeignete Kandidat als KFI. Seine unerwartete Nichtwahl und die damit verbundenen Unstimmigkeiten haben dazu geführt, dass ich mich ausführlicher mit dieser Problematik befasst habe. Zu dieser Zeit trug ich mich mit dem Gedanken einer beruflichen Veränderung. Als ich dann von Feuerwehrleuten, aber auch von Privatpersonen und Firmeninhabern aufgefordert wurde, mich zur Wahl zu stellen, dachte ich mir, es genügt nicht, nur zu beobachten oder zu kritisieren. Man muss auch selbst bereit sein, Verantwortung zu übernehmen.

Unabhängig von Ihrer Kandidatur war die Stimmung in der Führungsriege aufgrund von Personaldiskussionen damals alles andere als gut. Hat sich das geändert?
Larisch: Unter den 4000 Feuerwehrangehörigen im Eifelkreis gibt es natürlich nicht nur Freunde. Hier und da menschelt es. Zudem gibt es Altlasten und Personen, die nicht zur Zusammenarbeit und offener Kritik bereit sind. Es ist notwendig, geradlinig einen konsequenten Weg zu gehen. Eine geringe Anzahl von Personen wird es immer geben, denen es nicht um die Sache, sondern um eigene Befindlichkeiten geht. Dieses sogenannte Kirchturmdenken ist für mich nicht akzeptabel.

Worin sehen Sie für die Feuerwehren des Eifelkreises in den kommenden Jahren die größte Herausforderung?
Larisch: Im Kreis gibt es keine Berufsfeuerwehr, aber fast 4000 ehrenamtliche Feuerwehrangehörige. Es gilt dafür zu sorgen, dass es weiterhin genug engagierte Menschen gibt. Die Zusammenarbeit der Gemeinden, der Feuerwehren, der Hilfsorganisationen, auch über Kreis- und Ländergrenzen hinweg, ist ein Gebot der Stunde. Nur gemeinsam können wir die zukünftigen Probleme lösen! Aus diesem Grund bin ich in Gesprächen mit unseren Kameraden in Luxemburg, Belgien, unseren Nachbarkreisen, unseren amerikanischen Freunden und den Einsatzkräften in Nordrhein-Westfalen.

In einigen Fällen hat es ja bereits eine Zusammenlegung örtlicher Feuerwehren gegeben. Ist damit in Zukunft noch stärker zu rechnen?
Larisch: Ausrückegemeinschaften können im Einzelfall sinnvoll sein. Aber auch andere Möglichkeiten dürfen wir nicht aus den Augen verlieren. Die Erkenntnisse des landesweiten Projekts "Zukunftsfähige Feuerwehren" und eigene Ideen sind Bestandteil eines überörtlichen Brand- und Katastrophenschutzkonzeptes, an dem derzeit gearbeitet wird. Unabhängig davon brauchen wir aber auch in kleinen Ortschaften weiterhin Einsatzkräfte, die die örtlichen Besonderheiten kennen.

Welcher Einsatz ist Ihnen in Ihrer Zeit als KFI bislang besonders hängen geblieben?
Larisch: Jeder Einsatz bringt andere Herausforderungen mit sich, denen man sich gemeinsam im Team stellt. Besonders bewegt hat mich nicht ein Einsatz, sondern die Erkrankung eines Feuerwehrkameraden an Leukämie und die Erkenntnis, dass gemeinsam mit Kameraden der Feuerwehr, des THW, des DRK und vielen anderen Gruppen, Vereinen und Einzelpersonen vieles möglich ist. Dass die Transplantation erfolgreich war und es dem Kameraden den Umständen entsprechend gut geht, ist für mich ein Zeichen, dass wir gemeinsam viel erreichen können. Für einen Einzelnen genauso wie für unseren Eifelkreis. uheExtra

Jürgen Larisch, Jahrgang 1959, stammt aus Trier und hat nach der Handelsschule zunächst eine kaufmännische, dann eine Ausbildung bei der Bundespolizei gemacht, für die er zehn Jahre an Standorten von Bonn bis Lübeck im Einsatz war. Seit 1988 arbeitet er im Ordnungsamt der Stadt Bitburg und ist 1989 nach Speicher gezogen, wo er seit 1992 Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr ist. Larisch ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. scho

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