Kleines Dorf pflegt großes Vereinsleben

Rodershausen · Gemeinsame Feiern, schöne Natur und erholsame Ruhe prägen das Leben in Rodershausen. Der TV hat sich im Rahmen seiner Dorffoto-Aktion im beschaulichen Örtchen nahe der luxemburgischen Grenze umgesehen.

Rodershausen. Farbenfroh präsentiert sich die kleine Gemeinde Rodershausen: Vor dem Ortseingang bildet der Löwenzahn ein gelbes Blütenmeer, die Pfarrkirche St. Jakobus Major sticht in Ocker hervor und das Dorfgemeinschaftshaus in der ehemaligen Schule leuchtet in einem satten Rot. Dort ist Treffpunkt für die Fotoaktion des Trierischen Volksfreunds. Immerhin 68 der 191 Einwohner sind für das Erinnerungsbild gekommen.
Die Rodershausener pflegen ein reges Vereinsleben. Bereits seit 1888 gibt es eine freiwillige Feuerwehr, mehr als 150 Jahre einen Kirchenchor. Außerdem noch einen Karnevalsverein, einen Musikverein, eine Fußballfreizeitmannschaft und eine Tanzgruppe für Jugendliche.
"Wir feiern im Dorf Kirmes und Karneval. Wir haben sogar einen Umzug mit bis zu 20 Einheiten und eine immer sehr gut besuchte Kappensitzung", sagt Bürgermeister Martin Juchmes, der seit sechs Jahren die Geschicke des Ortes leitet. In diesem Jahr gibt es noch etwas Besonderes zu feiern: Gleich drei Paare haben goldene Hochzeit - sozusagen 150 Jahre Eheglück auf einen Schlag.
Das Geheimrezept für ihre lange Ehe verrät Hildegard Maßelter, die im Alter von 21 Jahren mit ihrem Alois vor den Traualtar trat: "Ich war jedes Jahr in anderen Umständen, habe vier Kinder geboren und einen großen Haushalt geführt. Außerdem habe ich in unserer kleinen Landwirtschaft im Stall und auf dem Feld gearbeitet und die Schulkinder gefahren. Ich hatte immer gut zu tun - da bleibt man fit und die 50 Jahre sind wie im Nu verflogen."
Mehr als 20 Kinder



Mehr als 20 Kinder leben in Rodershausen. Klara Berkels (zwölf Jahre) gefällt, dass sie viele Spielkameraden hat. "Hier findet man direkt Freunde. Im Sommer spielen alle Jugendlichen auf der Wiese neben dem Gemeindehaus zusammen Fußball", sagt sie. Die Kleinen vermissen allerdings einen Spielplatz. "Das ist schon blöd, dass wir keinen haben", sagt Sven Gödert (sieben Jahre), der in Karlshausen die Grundschule besucht.
Für die Größeren hat das Dorf jedoch einiges zu bieten. So besucht Tamara Spautz (18 Jahre) immer gerne ihre Oma in Rodershausen und ist begeistertes Mitglied der freiwilligen Feuerwehr.
Attraktiv ist Rodershausen auch für Wohnungssuchende aus Luxemburg. Gerade mal zwei Kilometer Luftlinie liegt die Grenze entfernt, bis nach Vianden sind es zwölf Kilometer, sagt Juchmes, der sich über die Neubürger freut, sich jedoch auch wünscht, dass diese sich mehr am Dorfleben beteiligen.
Die englische Flagge in der Tüte


Damit scheint Ralph Knight kein Problem zu haben. Der Engländer lebt zusammen mit seiner Frau Erika seit 1999 in Rodershausen, "weil es uns hier gut gefällt." Trotzdem hat er in einer Plastiktüte versteckt die englische Flagge mitgebracht. "Wenn er die jetzt auspackt, wird er ausgebürgert", sagt der Dorfchef und lacht.
Doch er ist nicht das einzig Britische, das Rodershausen zu bieten hat. Seit 2006 hat die Pfarrkirche eine englische Albert Keates-Orgel, die das Harmonium abgelöst hat. Organist Reiner Simon hat die Pfeifenorgel bei einer Firma in Wuppertal entdeckt, gekauft und nach Rodershausen gebracht. Die Pfarrgemeinde hat mit Spenden die Renovierung finanziert. "Die Orgel ist etwas Besonders, weil sie ein Instrument der romantischen Epoche des ausgehenden 19. Jahrhunderts ist", sagt Simon.
Während in Rodershausen nun Kirchenmusik auf einer englischen Orgel gespielt wird, laufen irgendwo in China Menschen über Eichen-Parkett aus der kleinen Eifelgemeinde. Wie das? "Per Internet ist ja heute alles möglich", sagt Alfred Theis, Seniorchef der gleichnamigen Parkettfabrik. Die steht im Ortsteil Gaymühle. "Dort gibt es vier Häuser und zwölf Firmen", sagt seine Tochter Christine Högner. Neben Sägewerk, Hobelwerk, Windkraft und Catering auch ein Kosmetikstudio. "Und das mitten in der Pampa", sagt sie und lacht.
Matthias Lorig hat die Liebe vor 25 Jahren nach Rodershausen verschlagen. "Hier gibt es einen guten Zusammenhalt. Jeder kennt jeden und jeder kann mit jedem." Und das Gute ist: Es gibt noch Platz. "Wir haben Grundstücke - wir bräuchten noch ein paar junge Familien", sagt Bürgermeister Juchmes.

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