Kühle Doppeldecker

Walburga und ich unternehmen schon traditionell an Ostern eine schöne Ausflugsfahrt mit dem Auto. Na ja, in diesem Jahr war das Wetter nicht ganz so schön, aber verzichten wollte ich trotzdem nicht - zumal die Stimmung zu Hause nicht ganz so gut war, denn meine bunten Beutel mit Trockeneipulver kamen doch nicht so gut an, wie ich gehofft hatte.

Aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls machte ich mich mit Walburga auf den Weg durchs regengraue Eifelland. Da sich die anderen Menschen offenbar vom Wetter hatten abschrecken lassen und vermutlich vor ihrem Fernseher lagen, war die Straße frei. Da macht das Fahren in meinem altgedienten Wagen Spaß, auch gerne mal etwas schneller. Freie Strecke, geradeaus, und dann kamen da diese Schilder, wo sonst keine sind: eine 70 im roten Kreis und einer Kröte auf weißem Grund darunter. Danach dasselbe mit 50 und am Schluss mit 30. Da stellte ich mir - Walburga wollte ohnehin nicht reden - wie jedes Jahr wieder die Frage, ob ich nun vom Gas gehen soll oder nicht. Nun bin ich durchaus ein Tierfreund, ja, ich mag sogar Kröten, vor allem wenn die so poussierlich aufeinander hängen und das Weibchen das Männchen durch die Gegend trägt. Das ist eine so angenehme Vorstellung, dass sie die kühlen Doppeldecker richtig sympathisch macht. Das gilt vor allem im Wald oder im Tümpe. Auf der Straße kommt man dann schon ins Grübeln, ob das wirklich sinnvoll ist mit Tempo 30. Irgendwie kann ich mir gar nicht vorstellen, dass Kröten, wenn sie denn dummerweise den Zaun übersprungen haben, lieber von langsamen Autos überfahren werden als von schnellen. Ich stell mir das, wenn's länger dauert, eher schlimmer vor. Müsste ich nicht aus schierer Sympathie Gas geben und wenn schon, dann für eine kurze Qual sorgen. Aus diesem Gedanken riss mich die liebliche Stimme meiner Frau: "Pitter, was fährst du denn hier auf der Landstraße schon seit fünf Kilometern 30?" Kröten waren in der Tat weit und breit nicht mehr zu sehen. Ich gab Gas und muss wohl nächstes Jahr noch mal darüber nachdenken.

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