Neue Anlaufstellen für Patienten in Planung

Bitburg/Prüm · Der ärztliche Bereitschaftsdienst soll in Rheinland-Pfalz bis Ende 2013 flächendeckend neu organisiert werden. Betroffen von dieser Regelung ist auch der Eifelkreis Bitburg-Prüm. Sowohl in Bitburg als auch in Prüm sollen Bereitschaftsdienstzentralen (BDZ) eingerichtet werden.

 So handhaben es die Arztpraxen im Hunsrück: Ramona Schmidt befestigt die Information über Bereitschaftsdienste an der Eingangstür eines Thalfanger Arztes. TV-Foto: Klaus Kimmling

So handhaben es die Arztpraxen im Hunsrück: Ramona Schmidt befestigt die Information über Bereitschaftsdienste an der Eingangstür eines Thalfanger Arztes. TV-Foto: Klaus Kimmling

Bitburg/Prüm. Daun hat schon eine und Gerolstein auch, nun sollen auch Bitburg und Prüm ärztliche Bereitschaftsdienstzentralen bekommen. Ein genauer Termin für die Eröffnung steht noch nicht fest. Ziel der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP) ist es, bis Ende 2013 in Rheinland-Pfalz flächendeckend Bereitschaftsdienstzentralen (BDZ) einzurichten.
Die BDZ ist eine Anlaufstelle für Patienten außerhalb der regulären Öffnungszeiten der Arztpraxen. Dort werden sie von Ärzten aus der Region behandelt, solange kein Notfall vorliegt. Hausbesuche wird es weiterhin geben. Diese werden von der Zentrale aus organisiert.
Über den ärztlichen Bereitschaftsdienst sprachen wir mit Dr. Rainer Saurwein, Abteilungsleiter Kommunikation der Kassenärztlichen Vereinigung im Land.

Wo sollen die Zentralen hinkommen?
Die Standorte der zukünftigen Bereitschaftsdienstzentralen im Eifelkreis Bitburg-Prüm kann die Kassenärztliche Vereinigung erst festlegen, wenn die Verhandlungen mit möglichen Vermietern abgeschlossen sind.

Von wem werden sie besetzt?
Die Besetzung erfolgt durch niedergelassene Ärzte der Region, soweit möglich, können jedoch Dienste auch durch sogenannte externe Ärzte, die zum Beispiel in Krankenhäusern tätig sind, versehen werden.

Welche Vorteile hat der Patient davon?
Die Bereitschaftsdienstpraxis ist der Anlaufpunkt für Patienten außerhalb der Praxisöffnungszeiten des behandelnden Arztes. Die Patienten müssen nicht erst im Amtsblatt oder anderen Veröffentlichungen nach dem jeweils diensthabenden Arzt und seiner Telefonnummer und Adresse suchen. Eine BDZ ist eine konstante Anlaufstelle mit einer konstanten Telefonnummer. Sind Hausbesuche erforderlich, werden diese ebenfalls von der Zentrale gefahren. In der Regel werden sie an Kliniken eingerichtet.
Falls aufgrund der Untersuchung eine weiterführende Diagnostik notwendig ist, stehen hierfür die angegliederten Kliniken als Kooperationspartner bereit.
Wann darf man die Bereitschaftsdienstzentrale in Anspruch nehmen?
Der ärztliche Bereitschaftsdienst sollte nur dann in Anspruch genommen werden, wenn kein lebensbedrohlicher Notfall vorliegt und der Patient auch keine unerträglichen Schmerzen hat, aber eine ärztliche Behandlung trotzdem nicht bis zur nächsten regulären Sprechstunde warten kann.
Welche Vorteile hat die Bereitschaftsdienstzentrale für den Arzt?
Mit der Konzentration der Bereitschaftsdienstorganisation in Zentralen können die Dienstfrequenz der niedergelassenen Ärzte sowie die Belastung des familiären Umfelds der Mediziner erheblich reduziert werden. Damit einher geht eine Steigerung der Attraktivität des Arztberufes im ländlichen Raum.
Wer bezahlt die Investition und trägt die laufenden Kosten?
Die Investitionen trägt die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz über Beiträge der niedergelassenen Ärzte. Zur Finanzierung sind die niedergelassenen Ärzte verpflichtet. Dazu gehören alle Kosten, auch Material, Heizung und Personal. Die Finanzierung erfolgt zum einen durch die Honorare für die Behandlung der Patienten und, da diese die Kosten bei weitem nicht decken, zum anderen über einen einheitlichen, von allen Vertragsärzten zu zahlenden monatlichen Pflichtbeitrag von derzeit 270 Euro.

Welche Erfahrungen gibt es mit bestehenden Bereitschaftsdienstzentralen?
Mit allen BDZ wurden bisher positive Erfahrungen gemacht. Der überwiegende Anteil der Ärzte möchte diese Form der Organisation des Bereitschaftsdienstes nicht mehr missen.
Auch von den Patienten werden die Zentralen sehr gut angenommen.
Extra

Dr. Burkhard Zwerenz, Vorsitzender des Hausärzteverbands Rheinland-Pfalz, sieht die Einrichtung der Bereitschaftsdienstzentralen (BDZ) grundsätzlich positiv: "Aufgrund der erwarteten rückläufigen Entwicklung der Ärztezahlen werden wir die BDZ dringend benötigen. Auch um für junge Ärzte eine gewisse Attraktivität hinzukriegen." Ein weiterer Vorteil liege darin, eine ärztliche Versorgung zu garantieren. "Das soll jetzt aber nicht dazu führen, dass man mit jeder Kleinigkeit den Dienst in Anspruch nimmt. Die Patienten sollen möglichst zu den Kernsprechzeiten ihren Hausarzt aufsuchen", rät Zwerenz. Dr. Detlef Stiemert, Allgemeinmediziner, koordiniert die BDZ-Planungen vonseiten der niedergelassenen Ärzte im Bezirk Bitburg-Prüm. "In den nächsten fünf Jahren hören viele Kollegen aus Altersgründen auf. Dadurch werden wir so ausgedünnt, dass wir die Tag- und Nachtdienste neben unseren Sprechzeiten nicht mehr wie bisher bewerkstelligen können." Dadurch dass Ärzte aus fünf Bereitschaftsdienst-Bezirken für die Besetzung der beiden Zentralen herangezogen werden, bliebe die Belastung überschaubar. Außerdem soll sich der Einsatz auch finanziell für die Ärzte lohnen. sn

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