Nicht noch weiter an den Rand

BITBURG. Durch einen Wechsel des zuständigen Berufsberaters verzögern sich bei der Maximin-Schule für Lernbehinderte die Beratungsgespräche, bei denen Eltern über mögliche Fördermaßnahmen für ihre Kinder informiert werden.

" Die Vermeidung oder schnelle Beendigung von Ausbildungs- und Arbeitslosigkeit soll durch eine Förderung und Unterstützung von Eigenbemühungen, passgenaue Angebote sowie eine Erhöhung der Kontaktdichte positiv beeinflusst werden. " Dieser Auszug eines Konzeptes der Bundesagentur für Arbeit, in dem es um berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen geht, liest sich nicht unbedingt so, als sei er für diejenigen geschrieben, die es betrifft. Doch der Leser ahnt, dass nichts Schlechtes gemeint sein kann. Von positiver Beeinflussung ist die Rede, von passgenauen Angeboten und erhöhter Kontaktdichte. Kontaktdichte, wie sie undichter kaum sein kann, erlebt Elke Krein-Ternes aus Bettingen zurzeit. Ihr Sohn Amadeus besucht die neunte Klasse der Bitburger Maximin-Schule für Lernbehinderte. Seine Klassenlehrerin ist Annette Metzger, die am Elternsprechtag den anwesenden Vätern und Müttern mitteilen muss, dass sich der für die Schule zuständige Berufsberater der Trierer Agentur für Arbeit "beruflich verändert" habe und sein Nachfolger den Dienst erst zum 1. März antreten werde.Aufgabe des Berufsberaters ist es, Eltern und Schülern Möglichkeiten zu nennen und zu erklären, wie die lernbehinderten Jugendlichen im Anschluss an die neunte Klassse unterrichtet, betreut und gefördert werden können. Normalerweise wäre dieses Gespräch innerhalb der vergangenen Wochen erfolgt, doch durch den abrupten Berufsberater-Wechsel war dafür keiner mehr zuständig. "Eine Schweinerei", wie Elke Krein-Ternes findet. "Wir müssen unsere Kinder bis zum 1. März an der Berufsschule für das Berufsvorbereitungsjahr anmelden", sagt sie, ohne die Alternativen zu kennen.Alternativen gebe es da ohnehin so gut wie keine, erklärt Hans Karmann, Teamleiter im Reha-Bereich des Arbeitsamtes Trier. Denn für diejenigen, die in der neunten Klasse sind, "ist der Weg vorgezeichnet" und der führe automatisch ins Berufsvorbereitungsjahr. Früher habe es "spezielle Maßnahmen gegeben", fügt er hinzu, "doch zwischenzeitlich gab es Veränderungen in der Geschäftspolitik". Diese Veränderungen kennt auch Metzger. Den Eltern rät sie, die Schüler für das Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) anzumelden, auch wenn es im Einzelfall nicht die beste Lösung sei. "Wir hoffen, dass für Schüler noch nachträglich andere Maßnahmen genehmigt werden", sagt die Lehrerin. Ein Recht auf das BVJ habe jeder der Schüler, erklärt sie, doch optimal sei es deshalb nicht."An einigen unserer Schüler wird das BVJ einfach vorbei rauschen", prognostiziert sie. Die jungen Menschen bräuchten psychologische Betreuung. Bis vor wenigen Jahren habe man Schüler nach deren Bedürfnissen unterbringen und fördern können, sagt Metzger, doch Geld für Förderlehrgänge gebe es mittlerweile nur noch wenig. Den meisten bleibe so nur das Berufsvorbereitungsjahr. "Die Jugendlichen stehen ohnehin schon am Rand", sagt Elke Krein-Ternes, "da dürfen sie doch nicht noch weiter ins Abseits gedrängt werden".

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