Pharmazie von der Pike auf

Im 19. Jahrhundert hatte es ein angehender Apotheker nicht gerade leicht: Der junge Pharmazie-Student Johann-Baptist Homann aus Prüm musste an der gerade gegründeten Universität in Bonn erst einmal lernen, wie mühsam man seinerzeit die damals gebräuchlichen Heilmittel herstellte. Inzwischen gibt es "seine" Schloss-Apotheke in Neuerburg seit 180 Jahren.

 Generationen-Wechsel bei der Schloss-Apotheke Neuerburg (vordere Reihe von links): Claudio Orias-Steinmetz, Isabel Homann, Ingrid Homann, Walther Homann. Hinten von links: Beate Hermes und Margret Philippe. Foto: Jan Densborn

Generationen-Wechsel bei der Schloss-Apotheke Neuerburg (vordere Reihe von links): Claudio Orias-Steinmetz, Isabel Homann, Ingrid Homann, Walther Homann. Hinten von links: Beate Hermes und Margret Philippe. Foto: Jan Densborn

Neuerburg. (jan/red) Johann-Baptist Homann erhielt 1827 von der preußischen Regierung die Erlaubnis, in Neuerburg eine Apotheke zu eröffnen. Dieses Haus ist die heutige Schloss-Apotheke.Aus seiner Ehe gingen zwei Söhne hervor, Johann-Baptist Ferdinand, im Jahr 1830, und Karl Rudolph, 1833. Der Ältere studierte Pharmazie in Berlin, wohin er nach beschwerlicher Reise von Neuerburg aus mit der Postkutsche fahren musste. Auch der jüngere Bruder wurde Apotheker. Auszeichnung mit dem preußischen Kronenorden

Wie es üblich war, übernahm der Ältere die väterliche Apotheke. Er eröffnete daneben noch ein Fotolabor, das damals einzige weit und breit, war künstlerisch und kommunalpolitisch tätig und wurde später wegen seiner Verdienste um die Volksgesundheit mit dem preußischen Kronenorden ausgezeichnet.Der Jüngere hingegen verfiel der Reiselust und wanderte nach Amerika aus. Offenbar hatte Carl-Rudolph in New York eine Marktlücke entdeckt und betätigte sich als Globalisierungsjünger, indem er einen schwunghaften Handel mit "Hirudo Medicinalis" - dem gemeinen Blutegel — begann. Diese Natur-Behandlung kam Direkt-Import aus der Stadt Neuerburg. Bruder Ferdinands einziger Sohn, ebenfalls Ferdinand mit Namen, studierte wiederum in Bonn Pharmazie, wo er 1901 seine Approbation erhielt.Ferdinand wurde während seiner Ehe zwischen 1900 und 1906 vier Mal Vater. Zwei Söhne waren dabei: Wieder einmal ein Ferdinand und ein Rudolf. Diesmal übernahm der Jüngere, Rudolf, die bekannte Neuerburger Apotheke.Kurz vor Weihnachten 1944 wurde die Apotheke durch Bombenangriffe total zerstört. Rudolf Homann wurde noch kurz vor Kriegsende zum Dienst eingezogen und starb in amerikanischer Kriegsgefangenschaft.Vom Vater zur Tochter

Ruth Homann, seine Witwe, ließ die Neuerburger Apotheke in den Nachkriegsjahren wieder aufbauen. 1973 übergab sie das Haus nach mehrjähriger Verpachtung an Ihren Sohn Walther, der die Familientradition fortführte.Nach fast 35 jähriger Tätigkeit übergibt Walther Homann in diesen Tagen die Apotheke an seine Tochter Isabel Homann. Damit geht eine bewegte Familien- und Apothekengeschichte schon in die sechste Generation — ein Ende ist bisher nicht in Sicht, die Schloss-Apotheke bleibt bestehen.

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