Rettung für das Kyllburger Schwimmbad in Sicht

Kyllburg · Der Campingplatz in Kyllburg soll verkauft werden. Es gibt vier Interessenten. Einer davon will auch das Schwimmbad pachten. Eine Idee, die Erinnerungen weckt.

 Die Verbandsgemeinde Bitburger Land will das Schwimmbad in Kyllburg auf den neusten Stand der Technik bringen. Eventuell gibt es auch einen Pächter, der das Freibad in Zukunft betreibt.

Die Verbandsgemeinde Bitburger Land will das Schwimmbad in Kyllburg auf den neusten Stand der Technik bringen. Eventuell gibt es auch einen Pächter, der das Freibad in Zukunft betreibt.

Foto: Andrea Weber

Josef Junk, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Bitburger Land, wischt über sein Handy und zeigt Fotos von der 50-Jahr-Feier des Schwimmbads in Oberweis. Die Stimmung scheint ziemlich gut zu sein. Ehrengäste aus Politik und Gesellschaft paddeln mit einem Gummiboot quer durchs Becken. Doch nicht alle erreichen das rettende Ufer. Unter großem Gelächter geht ein Mann über Bord.
Gerne erinnert sich Josef Junk noch daran, wie er für einen (symbolischen) Euro das Schwimmbad an den damaligen Pächter Alwin Köhler verkauft hat (siehe Info). "Das war für uns damals die beste Entscheidung", sagt Junk rückblickend.
Doch es gibt in der Verbandsgemeinde noch ein zweites Schwimmbad, das auf einen neuen Kurs gebracht werden müsste. Obwohl von Schließung nie die Rede war, liegt eine mehrere Seiten dicke Unterschriftenliste zur Erhaltung des Kyllburger Bads fein säuberlich abgeheftet im Aktenschrank von Josef Junk. "Die Menschen haben mir immer unterstellt, ich will das Schwimmbad schließen, dabei stimmt das überhaupt nicht", sagt er. Und da das auch der gesamte VG-Rat nicht möchte, gibt es bereits einen Beschluss darüber, dass die Anlage saniert werden soll (der TV berichtete mehrfach).
Denn für das Schwimmbad muss eine Lösung her. Jedes Jahr verschlingt es um die 100?000 Euro. Mängel gibt es unter anderem in der Technik (Warmwasserversorgung der Duschen), bei den Umkleidekabinen, dem Sprungturm und im Becken (Folienverkleidung). "Wir wollen das Bad auf den neusten Stand der Technik bringen, aber es muss nicht in die vier Millionen Euro gehen", sagt Junk.
Doch nicht nur am Schwimmbad in Kyllburg nagt der Zahn der Zeit - auch der Campingplatz könnte eine Auffrischung gebrauchen. Der Platz wurde in den 60er Jahren auf einer großen Wiese inmitten der Natur angelegt. Nun steht er zum Verkauf. Am 1. Januar 2018 läuft der Pachtvertrag aus. "Wir wollen den Platz verkaufen, damit wir liquide sind für Investitionen, die wir im Rahmen des Förderprogramms ‚Historische Zentren‘ tätigen wollen", sagt Wolfgang Krämer, Bürgermeister von Kyllburg.
36 Stellplätze gibt es zurzeit. Bei den Elektroleitungen, der Wasserversorgung, den Sanitäranlagen und dem Empfangshäuschen besteht allerdings Handlungsbedarf. Laut Krämer gibt es vier private Investoren aus der Großregion, die am Campingplatz interessiert sind. Darunter ist auch einer, der sich vorstellen könnte, das Schwimmbad anstelle der VG zu betreiben.
Das würde Josef Junk gut in den Kram passen. "Wir würden das Bad so sanieren, dass wir die nächsten 30 Jahre Ruhe hätten. Um es auch bei nicht so guter Witterung nutzen zu können, wäre denkbar, dass man eine Überdachung installiert, die man bei Bedarf über ein Becken fahren kann."
Auch Wolfgang Krämer fände diese Lösung gut: "Der Campingplatz und das Schwimmbad sind abhängig voneinander." Im Fremdenverkehr habe Kyllburg schon so seine Probleme, sagt er. "Je nach Konzept des Investors könnte der Ort touristisch auf ganz neue Füße gestellt werden."
Und so geht es weiter: Bis Ende August sollen die Verhandlungen mit den Investoren abgeschlossen sein. Dann wird der Stadtrat Kyllburg über das Thema sprechen. Der VG-Rat müsste ebenfalls dem Finanzplan zustimmen. "Wir wollen, dass alles bis zum 1. Januar über die Bühne geht", sagt Krämer. ?InfoFreizeitzentrum OberweisBlick zurück: Das Freizeitzentrum Oberweis wechselte 2013 den Besitzer. Die Anlage wurde für 300?000 Euro an die Pächterfamilie Köhler verkauft, wobei das Schwimmbad gerade mal einen Euro kostete. Allerdings bescherte die Anlage der Verbandsgemeinde auch jährliche Verluste von 200?000 Euro. "Wir haben uns auf eine Lösung verständigt, die für alle Beteiligten das Beste ist", sagt damals Alwin Köhler. Doch wie sieht es heute aus - fünf Jahre später?"Auch wir können aus roten keine schwarzen Zahlen machen", sagt Alwin Köhler. Trotzdem hat die Familie den Kauf nicht bereut. "Das war alternativlos. Ein Campingplatz ohne Schwimmbad hat weitaus weniger Chancen, Gäste zu bekommen, als mit Bad", sagt Daniel Köhler, Geschäftsführer vom Campingplatz und Freibad. Die Freizeitanlage steht auf drei Säulen: dem Campingplatz, dem Freibad und dem Restaurant. "Wenn man das Freibad alleine betrachtet, ist es ein Minus-Geschäft. Man muss die drei Säulen als Ganzes sehen." Zurzeit ist der Fünf-Sterne-Platz ausgebucht. In der Hochsaison sind zwischen 800 und 900 Menschen dort. "Ohne Schwimmbad wäre das vielleicht nicht so", vermutet Daniel Köhler. Da das ganze Freizeitzentrum Energie von einer Biogasanlage bezieht, hat das Schwimmbadwasser eine konstante Temperatur von 25 Grad.

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