Schlechte Aussichten für Hobby-Piloten

Als "Top-Alternative" zum Industrieflugplatz pries der Landrat des Vulkaneifel-Kreises, Heinz Onnertz, seinen Vorschlag einer Airport-Community nach amerikanischem Vorbild. Das Gros der Fraktionssprecher des Bitburger Stadtrats erteilt der Idee, Hobby-Fliegerei mit Wohngelegenheit an der Landebahn für Kleinflugzeug-Piloten zu kombinieren, aber eine Absage.

 Eine Idee mit geringen Startchancen: Landrat Heinz Onnertz wollte mit seinem Vorschlag einer Airport-Community in Bitburg eine neue Perspektive für den Flugplatz aufzeigen. Aus Sicht der Fraktionsspitzen im Bitburger Stadtrat hat die Idee kaum Aussichten auf Umsetzung. TV-Foto: Archiv/privat

Eine Idee mit geringen Startchancen: Landrat Heinz Onnertz wollte mit seinem Vorschlag einer Airport-Community in Bitburg eine neue Perspektive für den Flugplatz aufzeigen. Aus Sicht der Fraktionsspitzen im Bitburger Stadtrat hat die Idee kaum Aussichten auf Umsetzung. TV-Foto: Archiv/privat

Bitburg. "Das könnte eine Maßnahme sein, wenn alles andere nicht funktioniert", hatte Michael Billen, Aufsichtratsvorsitzender der Flugplatz Bitburg GmbH zum Vorschlag aus dem Nachbarkreis, eine Airport-Community (zu deutsch: Flughafen-Gemeinschaft; siehe Hintergrund) auf dem Bitburger Flugplatz einzurichten, gesagt. Auf wenig Gegenliebe stößt der Vorschlag von Hobby-Flieger Heinz Onnertz (parteilos) bei den Fraktionssprechern des Bitburger Stadtrats, der mit deutlicher Mehrheit für einen Beitritt in die Flugplatz-GmbH gestimmt hat und damit das GmbH-Ziel, einen Industrieflugplatz in Bitburg zu entwickeln, unterstützt. Die Argumente der Fraktionssprecher: Peter Wagner (CDU): Der Vorschlag der Airport-Community ist das süße Gift für eine Zweite-Klasse-Beerdigung der Industrieflugplatz-Pläne. Wir wollen kein fliegerisches Phantasialand für betuchte Hobby-Flieger. Das würde nur Lärm, aber keinen einzigen qualifizierten Arbeitsplatz bringen. Zumal die Instrumentenflug-Genehmigung unmittelbar bevor steht. Es gibt bereits mehrere Unternehmen, vor allem Speditionen, die Interesse an einer Ansiedlung auf einem Industrieflugplatz haben. Fazit: Das war der falsche Vorschlag zum falschen Zeitpunkt - und deshalb weisen wir diesen zurück.Arbeitsmarktpolitisch uninteressant

Peter Berger (Liste Streit): Landrat Onnertz möchte mit "geringem Input den Flugplatz retten". Das wirft gleich drei Fragen auf: Ist der Industrieflugplatz jetzt schon so gefährdet, dass er gerettet werden muss? Wie gering ist eigentlich der "Input" des Vulkankreises in das geplante Projekt - oder hat Herr Onnertz bereits jetzt kalte Füße bekommen? Und wie bodenständig ist eigentlich Herr Billen, der sich vorstellen könnte, unter bestimmten Bedingungen sich die "Sache mal überlegen zu können", obgleich das doch vom eigentlichen Ziel, dem Industrieflughafen, völlig wegführt. Marie-Luise Niewodniczanska (FDP): Die Onnertz-Idee ist grundsätzlich nicht schlecht und schließt andere Lösungen ja nicht aus. Eine Airport-Community nutzt zwar fliegerisch Rollbahn und Gelände, kann die Erwartungen auf Arbeitsplätze aber kaum erfüllen. Deshalb müssen nach Vorliegen der Instrumentenflug-Genehmigung mit Hilfe eines Fachmanns die vielen Vorschläge zur Ansiedlung luftfahrt-affinen Gewerbes geprüft werden - etwa Herstellung und Wartung von Flugzeugen, Kurier- und Expressdienste oder das Potenzial eines Ausweichflughafens für Hahn und Luxemburg.Stephan Garçon (SPD): Die Onnertz-Idee kann man auch mit "viel Lärm um nichts" umschreiben. Eine Airport-Community würde weder Geld noch Arbeitsplätze, aber eine unzumutbare Lärmbelästigung bringen. Der Landrat hat nicht die politische Kraft, Mehrheiten für einen Ausstieg aus der ungeliebten GmbH zu finden und will sich mit seinem Vorschlag nun durch die Hintertür aus diesem Geldvernichtungs-Pogramm verabschieden. Zudem halten wir die Hobby-Fliegerei angesichts von Klimawandel und explodierender Brennstoff-Preise für unverantwortbar und unzeitgemäß.Manfred Böttel (FBL): Die Freie Bürgerliste hat immer die Meinung vertreten, die vorhandene Infrastruktur des Flugplatzes zu nutzen, um zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen. Ziel ist es, dass die Zahl der Flugbewegungen vor allem nachts in einem erträglichen Rahmen bleiben. Die Onnertz-Idee würde hauptsächlich kleine Firmen und Privatleute nach Bitburg locken, die dann vor allem sonn- und Feiertags nur Lärm produzieren. Wir bezweifeln, dass dabei Arbeitsplätze entstehen. Deshalb halten wir diese Idee für kontraproduktiv in der jetzigen Entwicklungsphase eines Industrieflughafens.Johannes Roß-Klein (Grüne): Die Onnertz-Idee in Ehren, aber es ist für Außenstehende schwierig, die Vielschichtigkeit des Flugplatz-Projekts zu durchdringen und Lösungsansätze aufzuzeigen. Für uns ist der Vorschlag arbeitsmarktpolitisch uninteressant. Zudem würde eine Airport-Community nur Lärm bescheren und 75 Hektar Gelände blockieren. Wir sind gegen die fliegerische Nutzung. Das erfolgreiche Bitburger Konversionsmodell ist der einzige Weg, Arbeitsplätze zu schaffen und Lärm und Umweltverschmutzung zu vermeiden. EXTRA: Airport-Community Zu Airport-Communitys schließen sich Personen und Firmen zusammen, die auf einem Flugplatz Häuser und Hallen bauen und sich so die Möglichkeit schaffen, die Infrastruktur zu nutzen. Vorbilder gibt es in den USA und Kanada, wo in Airport-Communitys Flugzeuge gewartet und betankt werden und es die Möglichkeit gibt, Flug-Training zu absolvieren, technisches Zubehör und Versorgungsmaterial für Piloten zu kaufen. Zu diesem Vorschlag sagte Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit: "Bevor ich eine qualifizierte Stellungnahme abgeben werde, muss ich mich in die Details einarbeiten. Dazu ist zunächst Landrat Onnertz im Aufsichtsrat oder in der Gesellschafterversammlung der Flugplatz GmbH Gelegenheit zu geben, seinen Vorschlag darzustellen." (scho)

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