Skelettreste auf der Bitburger Postplatzbaustelle: Knochen landen nicht auf der Deponie

Bitburg · Auf dem Postplatz tut sich was. Nach dem Abschluss der archäologischen Grabungen wird das Gelände momentan ausgeschachtet. Unter anderem wird auch auf dem Gelände eines alten Friedhofs gebuddelt. Bitburgs Bürgermeister Joachim Kandels hat sich nun dafür eingesetzt, dass die Knochenfunde pietätvoll bestattet werden.

 Bei den archäologischen Untersuchungen des Postplatzes wurde unter anderem der Friedhof eines alten Hospitals entdeckt. Knochen, die bei der Grabung und Ausschachtung des Fundaments für das neue Wohn- und Geschäftshaus gefunden werden, sollen demnächst erneut bestattet werden. Foto: Stadt Bitburg

Bei den archäologischen Untersuchungen des Postplatzes wurde unter anderem der Friedhof eines alten Hospitals entdeckt. Knochen, die bei der Grabung und Ausschachtung des Fundaments für das neue Wohn- und Geschäftshaus gefunden werden, sollen demnächst erneut bestattet werden. Foto: Stadt Bitburg

Bitburg. Die archäologischen Grabungen am Postplatz sind beendet. "Am Spittel", wie das Gelände richtig heißt, haben die Vorbereitungen für den Bau des neuen Wohn- und Geschäftshauses bereits begonnen. Sechs Meter tief wird das Gelände in Teilen ausgeschachtet. Doch was passiert mit den Knochen, die auf dem ehemaligen Friedhof des 1295 gegründeten St. Johannis-Hospitals bereits entdeckt worden sind und mit denen, die wahrscheinlich noch ausgegraben werden? Bitburgs Bürgermeister Joachim Kandels hat sich dafür eingesetzt, dass die im Rahmen der Ausschachtungsarbeiten gefundenen Gebeine pietätvoll behandelt werden. Die Funde sollen an anderer Stelle erneut begraben werden.Keine verbindlichen Richtlinien



"Die Knochen werden geborgen und allesamt anonym bestattet. Wie viele es sind, wird sich im Zuge der Baggerarbeiten herausstellen", erklärt Bitburgs Pressesprecher Werner Krämer auf TV-Anfrage.
Verbindliche Richtlinien für den Umgang mit menschlichen Knochen gebe es keine, berichtet Karl-Josef Gilles vom Rheinischen Landesmuseum Trier. "Lediglich die Gebeine von jüdischen Mitbürgern bedürfen aufgrund religiöser Vorgaben eines besonderen Schutzes", erklärt er. In den Magazinen des Museums würden in der Regel nur vorgeschichtliche, römische Knochen und Gebeine aus der Zeit der Merowinger aufgehoben. Er begrüßt die Initiative Kandels ausdrücklich: "Zu oft habe ich in den letzten Jahren erlebt, dass menschliche Knochen aus der Neuzeit nach Einebnung von Friedhöfen auf der Deponie gelandet sind."
Während manch letzte Ruhe stillschweigend durch diese kompromisslose Vorgehensweise gestört wird, gehen Archäologen in der Regel sorgsamer mit ihren Untersuchungsobjekten um. "Menschliche Gebeine, die im Rahmen von Ausgrabungen der archäologischen Denkmalpflege aufgedeckt werden, werden in einem ersten Schritt in ihrer Lage fotografisch und zeichnerisch dokumentiert", schildert Triers Stadtarchäologe Joachim Hupe die übliche Vorgehensweise des Landesmuseums. Wichtig sei bei der wissenschaftlichen Untersuchung die Dokumentation des gesamten Lagezusammenhangs. Anschließend würden die Skelette geborgen und im Depot des Museums für anthropologische und andere naturwissenschaftliche Untersuchungen archiviert. Auch Hupe begrüßt die Umbettung der Knochen: "Wenn im Rahmen von Bauarbeiten Knochen zutage gefördert werden, deren archäologischer Kontext nicht mehr zu rekonstruieren ist, ist es aus Pietätsgründen sicher sinnvoll, diese symbolisch wieder beizusetzen."
Ob Mülldeponie oder Forschungsobjekt, beide Schicksale werden den Überresten der zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert auf dem Spitalsfriedhof Bestatteten dank Kandels Fürsprache erspart bleiben. Den Ort ihrer neuen "letzten Ruhestätte" wird die Stadt aber nicht bekanntgeben. "Wo sie beerdigt werden, ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, damit keine Schaulustigen kommen", sagt Krämer. Auch die Beliebtheit historischer Knochenfunde bei Sammlern spricht für diese Zurückhaltung der Stadt.Extra

Wenn Archäologen eine Fundstelle untersuchen, finden sie sehr oft alte Knochen von Menschen, die vor vielen Jahren an der Stelle lebten. Das ist etwas gruselig, gibt den Wissenschaftlern aber wichtige Informationen über unsere Geschichte. Skelettreste die von ihnen ausgegraben werden, kommen meistens in das Archiv eines Museums oder einer Universität, damit sie auch später noch einmal untersucht werden können. Doch nicht nur Archäologen finden die Überreste von Menschen, nicht selten stoßen auch Bauarbeiter beim Baggern auf menschliche Knochen. Früher wurde das manchmal einfach verschwiegen, damit die Funde nicht zu einer Verzögerung der Bauarbeiten führen. Glücklicherweise ist das heute meist anders. Die Bauarbeiter müssen unbedingt erst die Polizei informieren. Die untersucht dann, wie alt die Knochen sind, und entscheidet, ob die Funde vielleicht etwas mit einem Verbrechen zu tun haben oder nicht. Wenn es alte Knochen sind, gibt es leider keine Vorschrift, die genau sagt, was man mit ihnen machen muss. Heute ist es aber immer mehr üblich die Knochen ein zweites Mal zu beerdigen. Sie sollen mit Pietät behandelt werden. Das ist ein Wort aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich übersetzt eigenlich Frömmigkeit oder Pflichtgefühl, meist wird damit aber etwas anderes gemeint, nämlich der respektvolle Umgang mit Toten. aff

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