Überangebot oder sinnvolle Ergänzung?

In einem sind sich die sechs Fraktionen im Bitburger Stadtrat einig: Die Fußgängerzone darf nicht ausbluten. Die Frage ist, was die Innenstadt am besten auf Wachstumskurs hält und nachhaltig stärkt.

Bitburg. (scho) "Wer soll denn da alles kaufen?", fragt sich Marie-Luise Niewodniczanska (FDP) angesichts der derzeit sechs Projekte, die rund um die Fußgängerzone angedacht sind. Die FDP-Chefin fürchtet ein Überangebot: "Ich frage mich, ob wir nicht am Bedarf vorbei planen. In der Fußgängerzone stehen Ladenlokale leer. Die Bevölkerung wächst nicht in dem Maße." Priorität bei der Innenstadt-Stärkung sei die Umgestaltung des Postplatzes.

"Die Vielzahl der geplanten Einkaufszentren wird die Stadt nicht verkraften. Zudem stehlen sich die Projekte gegenseitig mögliche Nutzungen", fürchtet Wolfgang Fandel (Grüne). Er fordert für seine Fraktion eine klare Prioritätenliste, bei der nach Ansicht der Grünen die Entwicklung des Postplatzes an erster Stelle stehen muss. Zudem sollten die Bürger aktiv in die Stadtentwicklung einbezogen werden.

Optimistischer sieht die Liste Streit die angedachten Projekte. "Prinzipiell begrüßen wir die Ansiedlung von Geschäften, die den Standort Bitburg stärken", sagt Willi Notte (Liste Streit), der sich wünscht, dass der kleinteilige Mix der Innenstadt um großteiligere Angebote ergänzt wird. Priorität hat auch für seine Fraktion der Postplatz. Zudem findet Notte: "Wir sollten jedem Unternehmer dankbar sein, der den Mut hat, antizyklisch zu investieren."

Die Freie Bürgerliste (FBL) baut auf verlässliche Marktstudien. "Natürlich könnte man angesichts der Vielzahl von Einkaufsprojekten die Meinung vertreten, dass Angebot und Nachfrage es schon richten werden. Doch die Erfahrung in vielen Mittelzentren zeigt: Leerstände lähmen das städtische Leben", warnt Agnes Hackenberger(FBL). Für den Postplatz wünscht sich die FBL, dass das Motto "Klasse statt Masse" beherzigt wird.

Der SPD schwebt für den Postplatz eine kleinteilige Lösung vor. Zur Ergänzung des Innenstadt-Sortiments seien ein großflächiger Edeka-Markt und ein Unterhaltungselektronik-Großmarkt sinnvoll. "Und zwar in der Innenstadt", betont Stephan Garçon (SPD), der auch die Ansiedelung eines Vollsortimenters auf dem Müller-Flegel-Gelände begrüßt, "damit der jetzige Horrorbau abgerissen und das Grundstück wieder ansehnlich und stadtgerecht neu bebaut werden kann."

Die CDU-Fraktion findet den Rautenberg wichtiger als den Beda-Platz: "Absolute Priorität haben für uns die Projekte Postplatz, Rautenberg, Bit-Galerie und Müller-Flegel, weil sie die städtebauliche Entwicklung mit der Attraktivierung des Einzel- und Fachhandels zentrumsnah verbinden. Das wird unsere Stadt im Wettbewerb der Mittel- und Oberzentren stärken", sagt Peter Wagner (CDU) und kündigt an, dabei die städtebauliche Rahmenplanung streng zu beachten.

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